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Sind Puppen für Jungs sinnvoll?

Zuletzt aktualisiert

7. September 2022

Kategorie

Kind

Puppen für Jungs sinnvoll?

Die Puppen für die Mädchen, die Bagger für die Jungs: Der Blick in die Spielwarenabteilung lässt in puncto Rollenklischees kaum Zweifel aufkommen. Doch gerade an dieser Stelle lohnt sich für Eltern der Blick über den Tellerrand. Denn eine Puppe ist ein wunderbares Spielzeug – nicht nur für Mädchen!

Puppen für Jungs: Geht das überhaupt?

Pink und Rosa hier, Blau dort: Ihr Baby ist noch nicht einmal auf der Welt, da machen werdende Eltern bereits Bekanntschaft mit der klassischen Geschlechterzuordnung.

Wer einen Jungen erwartet, wird sich beim Kauf der Erstlingsausstattung vermutlich für eine blaue, grüne oder neutrale Farbgebung entscheiden. Künftige Eltern einer Tochter tendieren eher zu Rosa, Pink oder Pastelltönen.

Ähnlich verläuft es bei der Wahl der Kinderzimmertapete, des Schnullers und – natürlich – in puncto Spielzeug. Hier leisten die Werbestrategen der Hersteller ganze Arbeit.

Denn Mädchen spielen nun einmal lieber mit Puppen und Jungen mit Autos oder der Holzeisenbahn. Oder etwa nicht?!

Dass Mädchen mit Bausteinen hohe Türme bauen oder die ferngesteuerten Autos über die Rennbahn flitzen lassen, ist so selbstverständlich, dass es im Grunde gar nicht mehr erwähnenswert ist.

Aber wer käme schon auf die Idee, den netten Nachbarn zur Geburt ihres Sohnes eine Kuschelpuppe zu schenken?

Jungs und Puppen: Ja, bitte!

Nach wie vor schwingt bei vielen Eltern in diesem Zusammenhang große Unsicherheit mit. Sind Puppen für Jungs sinnvoll? Wird mein Sohn von anderen nicht gehänselt, wenn er mit Mädchenkram spielt? Ist das nicht peinlich? Und ohne sich dessen bewusst zu sein, bedienen Väter und Mütter damit automatisch vorgegebene Rollenklischees.

Nein, Puppen für Jungs sind nicht peinlich. Im Gegenteil. Jungen, die gerne mit Puppen spielen möchten, sollten von ihren Eltern davon nicht abgehalten werden.

Experten haben festgestellt, dass das Spiel mit Puppen sich in verschiedenerlei Hinsicht positiv auf die Entwicklung der Kinder auswirkt – auf Mädchen und Jungen gleichermaßen.

Es spricht also vieles dafür, dass neben Auto und Bausteinen auch die Puppe als Spielzeug im Jungszimmer ihren Platz finden sollte.

Grundsätzlich gilt an dieser Stelle: Anbieten, nicht vorschreiben. Kinder werden sich stets von alleine entscheiden, mit welchen Spielsachen sie am liebsten spielen.

5 gute Gründe, warum Puppen auch für Jungs sinnvoll sind

1. Puppen sind kuschelige Begleiter: Genauso wie ein Teddybär erfüllt auch eine weiche Schmusepuppe die Funktion als treuer Partner. Sie gibt Halt und spendet Trost in schwierigen Situationen, hilft beim Einschlafen und sitzt mit im Buggy. Und da sie menschlicher aussieht als der Teddybär, ist die Beziehung zueinander oft sogar noch enger.

2. Puppen sind ideal für Rollenspiele: Ob alleine oder mit Freunden, mit Puppen können Kinder ganz unterschiedliche Situationen nachspielen. Das kann das klassische Vater-Mutter-Kind-Spiel ebenso sein wie Situationen mit anderen Kindern oder den Geschwistern.

Hier werden spielerisch Streitereien und Konflikte aufgearbeitet und Probleme gelöst. Kinder sind gefordert, sich mit den Bedürfnissen anderer auseinanderzusetzen und deren Wünsche zu respektieren. Kurzum: Im Spiel mit Puppen trainieren sie das soziale Miteinander.

In einer 2020 veröffentlichten Studie mit vier bis acht Jahre alten Kindern haben britische Neurowissenschaftler um Dr. Sarah Gerson dies unlängst auch wissenschaftlich untermauert.

Demnach kommt es beim Spielen mit Puppen zu einer Aktivierung bestimmter Gehirnregionen. Und zwar genau von den Bereichen, die für die Informationsverarbeitung auf sozialer Ebene verantwortlich sind. Es macht dabei keinen Unterschied, ob die Kinder alleine oder in Gesellschaft mit Puppen spielen.

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3. Gefühle zeigen: „Starke Jungs weinen nicht, das machen nur Mädchen.“ Was beim Lesen für Kopfschütteln sorgt, ist als Klischee in vielen Köpfen immer noch fest verankert. Ein aufgeschlagenes Knie, eine dicke Beule am Kopf: Anstatt den Schmerz rauszulassen, werden Jungen aufgefordert, tapfer zu sein und die Tränen herunterzuschlucken. Gefühle zu zeigen, gilt bei ihnen eher als Ausdruck von Schwäche.

Das Paradoxe: Im Erwachsenenalter ist es umgekehrt. In der Partnerschaft und in der Familie wird heute zunehmend erwartet, dass der Mann in der Lage ist, seine Emotionen zu zeigen. Wer das kann, gilt als moderne, starke Persönlichkeit. Warum nicht also schon im Kindesalter damit anfangen? Das Spielen mit Puppen hilft den Jungen dabei, mit ihren Gefühlen umzugehen. Und sie lernen, sie zu zeigen.

4. Den Horizont erweitern: Frauen stehen als Ingenieurinnen ihren „Mann“ auf der Baustelle. Männer beweisen als Erzieher in der Kita ihre pädagogischen Qualitäten. In der Arbeitswelt bröckelt die klassische Einteilung in Männer- und Frauenberufe kontinuierlich.

Was für die spätere Berufswahl gilt, hat auch für die Wahl des Spielzeugs seine Berechtigung. Puppen sind nicht nur Mädchenkram und die Bauecke ist für alle da: Ein Junge, der das früh erkennt, wird sich später kaum wundern, wenn eine Frau in der Kfz-Werkstatt sein Auto repariert.

5. Fürsorge und Verantwortung: Ein Familienvater ist heute viel mehr als ausschließlich klassischer Versorger. Er hilft beim Wickeln und Füttern der Kinder, geht zum Elternabend in der Schule und liest abends die Gute-Nacht-Geschichte vor.

Diese Fürsorge für andere lernen Jungs bereits als Kind im Spiel mit Puppen. Wer sagt denn, dass sie beim Wickeln nicht genauso geschickt sind wie die Mädchen?

Apropos: Jungen, die ein jüngeres Geschwisterchen erwarten, können hier schon einmal kräftig für ihre Rolle als großer Bruder trainieren. Zugleich hilft die Puppe dabei, eventuell aufkommende Eifersuchtsgefühle zu verarbeiten und sie zu überwinden.

Für jedes Alter die passende Puppe

Eltern, die ihrem Sohn eine Puppe als Spielzeug anbieten möchten, haben eine Vielzahl an Möglichkeiten. Ein wichtiges Kriterium ist das Alter. Für die Kleinsten kommen zum Beispiel eine weiche Stoffpuppe oder eine Waldorfpuppe für Jungs infrage. Mit ihnen lässt es sich prima kuscheln.

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Babypuppen zum An- und Ausziehen sind eher für ältere Kinder geeignet und fördern unter anderem auch motorische Fähigkeiten.

Übrigens gibt es Puppen heute längst nicht mehr ausschließlich in der Mädchen-Version mit langen Haaren und rosafarbenen Schleifchen. Viele Anbieter haben wunderschön gestaltete Jungs-Puppen in ihrem Sortiment. Diese Puppen tragen kurze Haare und lässige Bekleidung.

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Sind Puppen für Jungs sinnvoll? Ein Fazit

Ja, Puppen sind ein absolut sinnvolles Spielzeug: für Mädchen ebenso wie für Jungs. Das Spielen mit Puppen macht nicht nur Freude, es fördert und stärkt die Entwicklung von Kindern insbesondere mit Blick auf ihre sozialen Kompetenzen.

Voraussetzung dafür ist, dass die Kinder selbst entscheiden dürfen, womit sie spielen. Dies gilt übrigens für alle Spielzeuge, nicht nur mit Blick auf das Thema Puppen. Und es gilt für Jungen und Mädchen gleichermaßen.

Am besten fahren Eltern, wenn sie ihren Kindern unterschiedliche Spielsachen anbieten – ganz ohne die typische Geschlechterzuweisung. Hat ihr kleiner Sohn Spaß an einer weichen Babypuppe für Jungs, sollten sie ihm diese nicht vorenthalten.

Im Gegenteil, sie können ihn guten Gewissens weiterspielen lassen. Kommentare wie „Ist das nicht eigentlich etwas für Mädchen?“ sind völlig unangebracht. Kaum ein Elternteil würde seiner Tochter schließlich die Bausteine wegnehmen, weil es sich vermeintlich um ein Jungs-Spielzeug handelt!

Kritikern mit Gelassenheit begegnen

Haben Kinder die Wahl, merken sie recht schnell, welches Spiel ihnen am meisten Freude bereitet – und welches nicht. Vielleicht mag ein Junge auch gar keine Puppen und greift von alleine lieber zum Feuerwehrauto. Wer ihm jedoch aufgrund überholter Rollenklischees typisches „Mädchen-Spielzeug“ von Vornherein vorenthält, nimmt ihm ein Stück weit die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln.

Fährt der Sohn seine Puppe vergnügt im Puppenwagen spazieren, sind spitze Bemerkungen nicht auszuschließen. Auf spöttische Kommentare anderer Väter und Mütter sollten Eltern gegebenenfalls mit Gelassenheit reagieren.

Die Einladung an andere Kinder zum Mitspielen kann hier genauso hilfreich sein wie das Wissen, welch positiven Einfluss die Puppen auf die soziale Kompetenz des eigenen Kindes haben.

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