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So gelingt die Rückbildung nach Kaiserschnitt harmonisch und effektiv

Zuletzt aktualisiert

5. September 2022

Kategorie

Schwanger

Rückbildung nach Kaiserschnitt
© J. Ronnenberg - Mammacita

Knapp 30 Prozent aller Babys werden in Deutschland aus unterschiedlichen Gründen per Kaiserschnitt geboren. Neben der neuen Rolle als Mutter, haben die betroffenen Frauen zusätzlich die Nachwirkungen einer Operation zu verarbeiten.

Die Heilungszeit des Körpers verlängert sich und auch für die Rückbildung nach Kaiserschnitt solltest du als Betroffene einige Besonderheiten beachten. Speziell meine ich hier die Erkenntnis, dass auch ohne eine natürliche Geburt der Beckenboden während einer Schwangerschaft stark belastet wurde. Deshalb ist auch nach einem Kaiserschnitt die Rückbildung sehr wichtig.

Mein Name ist Julia Ronnenberg und ich arbeite seit fast 20 Jahren als Hebamme. In meinen Rückbildungskursen begegneten mir in dieser Zeit immer wieder Fragen von Frauen speziell nach einem Kaiserschnitt.

Viele Betroffene sind unsicher, wie viel Rückbildungsgymnastik nach einem Kaiserschnitt notwendig ist und mit welchen Übungen sie ihre Körpermitte wieder kräftigen können, ohne die Kaiserschnittnarbe zu belasten.

An dieser Stelle möchte ich nun auf die drängendsten Fragen eingehen, die eine Wöchnerin nach einem Kaiserschnitt beschäftigen.

Rückbildung nach Kaiserschnitt – eine wichtige Angelegenheit

Es ist richtig, dass sich der Beckenboden bei einer Kaiserschnittgeburt nicht auf die Art dehnen muss wie bei einer natürlichen Geburt. Dennoch war die Beanspruchung, die er durch die zurückliegende Schwangerschaft erfahren hat, enorm groß.

Dein Hormonhaushalt hat in Vorbereitung einer Geburt dafür gesorgt, dass das Gewebe aufgelockert und damit sehr weich wird. Hinzu kommen gegen Ende der Schwangerschaft etwa 6 kg zusätzliches Gewicht (Baby, Plazenta und Fruchtwasser), die den Beckenboden belastet haben.

Die Annahme, dass nach einem Kaiserschnitt die Rückbildung eine untergeordnete Rolle spielt, ist deshalb nicht richtig.

Was geschieht bei einem Kaiserschnitt?

Bei diesem Eingriff setzt der Operateur einen 10 – 15 cm langen Schnitt parallel zur Schamhaargrenze. Dieser durchtrennt die Linea Alba – den Bindegewebsstreifen in der Mitte deiner Bauchwand, der alle Bauchmuskeln miteinander verbindet.

Obwohl bei einem Kaiserschnitt heutzutage der Schnitt minimal gehalten und die betroffenen Gewebeschichten am Bauch lediglich stark gedehnt werden, ist es eine beträchtliche Belastung für deine Körpermitte. Zudem erfolgt ein Schnitt in die Gebärmutter, durch den letztlich dein Baby geboren werden kann.

Dein Muskelkorsett am Oberkörper wurde bereits durch die stark überdehnte Bauchdecke während der Schwangerschaft geschwächt. Nun trägt der Kaiserschnitt dazu bei, dass sich alle Muskeln deines Körpers auf ein neues Zusammenspiel einstellen müssen.

Du musst nun langsam an Stabilität zurückgewinnen. Deshalb gehört zu den wichtigsten Tipps nach einem Kaiserschnitt, alle Bewegungen im Wochenbett sehr bedacht und ohne Anstrengung für die Bauchmuskeln auszuführen.

Du siehst, der Fokus auf den Beckenboden ist bei der Rückbildung wichtig, aber keinesfalls für sich allein zu betrachten.

Wann solltest du mit der Rückbildung nach einem Kaiserschnitt beginnen?

Etwas länger als nach einer spontanen Geburt sollten Frauen warten, bis sie die Rückbildung mit Übungen unterstützen. 8-10 Wochen nach der Operation hat sich dein Körper erfahrungsgemäß ausreichend erholt.

Komplikationen können diese Zeit jedoch individuell verlängern, weshalb du immer das Gespräch mit deinem Gynäkologen oder der Hebamme suchen solltest.

Wie kannst du den Bauch während der Rückbildung unterstützen?

Du musst in der ersten Zeit des Wochenbetts nicht tatenlos bleiben. Es gibt ganz sanfte Wege, die Rückbildung zu unterstützen, ohne deinen Körper zu viel zu fordern.

  • Die tiefe Bauchatmung: Atme bewusst in deinen Bauch hinein. Das regt die Durchblutung an und beugt Verklebungen der Gewebeschichten vor.
  • Die weiche Bauchlage: Lege Dich ganz langsam bäuchlings auf ein Kissen. Für den Anfang kannst du das Kissen auch auf einen Tisch legen und Dich dort drauflegen. Du regst dadurch die Rückbildung der Gebärmutter an und reduzierst das Risiko von Verklebungen.
  • Die abwechslungsreichen Schlafpositionen: Seitenlage oder auf dem Rücken – wechsle deine Schlafposition, um die innere Heilung voranzutreiben.
  • Das muskelschonende Aufstehen: Aus dem Liegen solltest du über die Seitenlage und mit Hilfe der Arme deinen Oberkörper aufrichten, während die Beine aus dem Bett gleiten. Das ist besonders schonend für den Bauch.
  • Die leichten Spaziergänge: Kreislauf und Lymphfluss werden durch kurzes Gehen angeregt. Außerdem senkt die Bewegung das Risiko für eine Thrombose. Steigere langsam die Dauer und höre ganz auf dein Körpergefühl.
  • Die sanften Beckenübungen: Das Becken in Rückenlage zu kippen oder sanft kreisen zu lassen, bereitet die Beckenbodenmuskulatur auf die kommende Stabilisierung durch ganzkörperliche Rückbildungsübungen vor.
  • Die liebevolle Narbenpflege: Das Zeichen der Geburt wird Dich ein Leben lang begleiten. Mit einer angemessenen Pflege der Kaiserschnittnarbe unterstützt du den Heilungsprozess und vermeidest unschöne Nachwirkungen.

Nach dem Klinikaufenthalt geht die Rückbildung nach einem Kaiserschnitt zu Hause weiter. Denn neben all dieser kleinen Kniffe und Tipps für den Alltag, darfst du gerne Hilfe organisieren.

Delegiere Aufgaben, denen du in der Zeit nach der Geburt noch nicht gewachsen bist (Wäsche aufhängen, Reinigungsarbeiten, Einkäufe). Sicher hast du liebe Menschen in deinem Umfeld, die Dich gerne unterstützen – und damit auch einen wichtigen Beitrag zu deiner körperlichen Genesung leisten.

Wie lange dauert die Rückbildung nach einem Kaiserschnitt?

Dein Wunsch ist verständlich, dass sich dein Bauch so schnell wie möglich zurückbildet. Die Frage nach der Dauer ist aber so individuell wie der Schwangerschaftsverlauf war. Es hängt von körperlichen Faktoren ab, wie beispielsweise der Zusammensetzung deines Bindegewebes und wie groß dein Schwangerschaftsbauch war.

Auch die Beschaffenheit deiner Bauchmuskulatur spielt eine Rolle. Leidest du nach der Geburt beispielsweise unter einer Rektusdiastase, liegen deine geraden Bauchmuskelstränge noch zu weit auseinander. Auch diese Regeneration ist ein Prozess für sich.

Den Zeitraum der Rückbildung kann auch ich als Hebamme aus Erfahrungswerten deshalb nur grob schätzen.

Die kaiserschnittbedingten, inneren Narben benötigen gut ein ganzes Jahr, um komplett zu heilen. Selbst wenn du keine Beschwerden mehr verspürst, ist die Rückbildung noch nicht abgeschlossen. Denn das Ziel dieses Prozesses ist natürlich auch, Spätfolgen zu vermeiden.

Schenkst du der Zeit der Rückbildung und auch nach einer spontanen Geburt daher zu wenig Aufmerksamkeit, könnten eine Senkung der Organe, situationsabhängige Blasenschwäche oder bleibende Rückenprobleme wegen eines instabilen Beckenbodens die Folge sein.

Welche Rückbildungsübungen sind hilfreich?

Sobald dein Körper 8-10 Wochen Zeit hatte, sich zu erholen, kannst du aktiv mit den Übungen für den Beckenboden beginnen. Mein Mini-Beckenbodenkurs für zu Hause hilft dir beispielsweise dabei, die verschiedenen Schichten dieses Areals bewusst wahrzunehmen.

Achte bei jeglicher Übung auf die Grenzen deines eigenen Körpers. Mit Schmerzen oder einem unangenehmen Ziehen, das durch die Bewegung nicht besser wird, signalisiert er dir: Ich bin noch nicht bereit für mehr.

Ideale Rückbildungsübungen für den Einstieg ins Training sind:

  • Die Beckenbrücke (4-6 Wiederholungen)
    Begib Dich in Rückenlage und winkle die Beine an. Spüre den Beckenboden und rolle dein Becken langsam aufwärts, bis du es vom Untergrund gelöst hast. Halte diese Spannung. Die innere Bauchmuskulatur aktivierst du zusätzlich, wenn du deinen Bauchnabel während der Bewegung sanft nach innen ziehst. Lass dein Becken nach kurzer Zeit wieder auf der Unterlage ruhen.
Beckenbrücke-Rumpfübung
© J. Ronnenberg – Mammacita
Beckenbrücke Rumpfübung
© J. Ronnenberg – Mammacita
  • Die Beckenschaukel (4-6 Wiederholungen pro Seite)
    Begib Dich in Seitenlage und winkle die Beine an. Den Kopf kannst du auf einem Kissen oder deinem Arm betten. Ein Kissen zwischen den Beinen stabilisiert die Haltung. Atme nun ein und ziehe dabei das Becken zurück. Beim Ausatmen schiebst du das Schambein nach vorne und aktivierst langsam die Muskulatur an Beckenboden und Bauch. Wechsel die Seitenlage und wiederhole die Übung
Rückbildung Seitenlage
© J. Ronnenberg – Mammacita
  • Der seitliche Beinheber (4-6 Wiederholungen pro Seite)
    Begib Dich in Seitenlage und strecke die Beine nach unten sowie den unteren Arm nach oben über deinen Kopf. Atme aus und aktiviere dabei sanft deine Muskeln an Bauch und Beckenboden. Gleichzeitig hebst du das obere Bein leicht in die Höhe. Atme ein und löse dabei die Spannung wieder. Als Abwandlung zu einem späteren Zeitpunkt kannst du beide Beine gleichzeitig anheben oder den Beinheber in Bauchlage ausführen.

Das solltest du während der Rückbildung vermeiden

Viele der schonenden Verhaltensweisen im Wochenbett sind besonders bei der Rückbildung nach einem Kaiserschnitt nötig. Alle Bewegungen, die deinen Bauchraum ruckartig belasten, solltest du vermeiden. Dazu gehören:

  • Hüpfen und Springen
  • Schnelles Aufstehen
  • Schwer Heben

Besonders belastend sind, nach dem Eingriff am Bauch und während der Heilung der Kaiserschnittnarben, Übungen, die auf das Training der Bauchmuskeln abzielen. Nimm deshalb unbedingt Abstand von

  • Sit-Ups
  • Crunches
  • Planks
  • Leg Raises (Beine in Rückenlage anheben)

Erste Übungen zur Kräftigung sind frühestens nach drei Monaten zu empfehlen. Und auch dann sollte die Rückbildungsgymnastik lediglich langsames Aufbautraining beinhalten. Je schneller du überstürzt, desto länger wird es dauern, bis dein Körper wieder bereit ist für andere Sportarten.

Rückbildungskurs für Frauen speziell nach einem Kaiserschnitt

Die Bedürfnisse aller Mütter unterscheiden sich. Deshalb finden Frauen nach einem Kaiserschnitt in einem herkömmlichen Rückbildungskurs nicht immer die Betreuung, die sie sich wünschen. Sie fragen sich häufig, ob sie alle Rückbildungsübungen bedenkenlos machen dürfen.

Ich habe aus diesem Grund einen Rückbildungskurs entwickelt, der speziell auf die Anforderungen nach einem Kaiserschnitt eingeht. Denn oft sind Fragen rund um den Kaiserschnitt so speziell, dass sie in einem Rückbildungskurs für alle Mütter nicht ausreichend beantwortet werden können.

Wenn du mit Rückbildungsübungen zu Hause bereits begonnen hast, dir aber etwas Anleitung und Motivation wünschst, ist mein 8-Wochen-Video-Rückbildungskurs für Frauen nach Kaiserschnitt genau das richtige für dich. Ich biete dir meine fachliche Anleitung und begleite Dich durch die Wochen der Rückbildung mit speziellen Workouts und Infos.

Deine Rückbildung online zu unterstützen, hat einen großen Vorteil: Du bestimmst selbst das Tempo und den Zeitpunkt, an dem du die Kurseinheiten absolvierst. Ganz flexibel und bequem von zu Hause aus.

Fazit

Ich weiß, dass es schwer fallen mag. Ich kann besonders als Mutter nachempfinden, dass du nach der Geburt deines Babys, gerne schnell die alte Körperform erreichen möchtest. Doch als Hebamme weiß ich auch um die Folgen, die ein überstürztes Bodyforming auf unseren Körper haben kann. Deshalb wirst du bezüglich deines Bauchs und der Rückbildung nach einem Kaiserschnitt vor allem eins brauchen:

Geduld.

Gib deinem Körper, der seine Heilungskräfte nach diesem Schnitt besonders stark einsetzen muss, Zeit zur Regeneration. Danach kannst du Dich auf die äußere Form konzentrieren.

Die inneren Prozesse benötigen mehr Heilungszeit als die äußere Narbe.

Auch beim Ausblick auf weitere Schwangerschaften ist Geduld nützlich. So erhöht eine Wartezeit von zwei Jahren bis zu einer erneuten Schwangerschaft die Chance auf eine natürliche Geburt nach einem Kaiserschnitt.

Und das ist eine Erfahrung, die viele Frauen sich wünschen.


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