Erwischt! Du grübelst gerade. Während du das hier liest, dreht sich das Gedankenkarussell in deinem Hinterkopf. Es spuckt ständig neue To-dos für dich aus – Dinge, an die du denken musst.
Die daraus entstehende mentale Last bezeichnen Experten als Mental-Load. Auffällig ist, dass vor allem Frauen von dem Phänomen betroffen sind.
Ich verrate dir heute, warum gerade Frauen in die Mental-Load-Falle tappen und wie du den mentalen Ballast im Familienalltag reduzierst.
Das Wichtigste in Kürze
- Mental Load bezeichnet die mentale und organisatorische Last, die meist Mütter tragen.
- Zahlreiche Gedankengänge sind für die Organisation des Familienalltags nötig.
- Haben Frauen das Gefühl, dass sie sich alleine um die Familienangelegenheiten kümmern müssen, können sie bei einer hohen Belastung psychische oder physische Symptome bis hin zu einem Burnout entwickeln.
- Eine hohe psychische Belastung eines Partners kann auch die Beziehung beeinträchtigen.
- Um den Mental Load zu reduzieren, ist Partnerarbeit gefragt.
Was versteht man unter Mental Load?
Wenn du dir eine Definition für Mental Load durchliest, geht es dir vielleicht wie vielen Müttern: ein Aha- Moment stellt sich ein – endlich hat das, was du tagtäglich durchlebst, einen Namen.
Doch fangen wir von vorne an: Was ist eigentlich ein Mental Load?
Der Begriff bezieht sich auf die mentale und organisatorische Last, die du als Mutter tragen musst, damit beispielsweise der Haushalt, die Kindererziehung oder schulische Verpflichtungen nicht zu kurz kommen.
Das Besondere ist, dass diese Belastung für andere in der Regel unsichtbar ist.
Kein Wunder, denn du sprichst in der Regel nicht darüber. Stattdessen nimmst du die To-do-Liste abends mit ins Bett und stehst morgens mit ihr auf – das „an alles denken zu müssen“ machst du selbst mit dir aus.
Typisch ist auch, dass die einzelnen Aufgaben nicht der Rede wert sind.
Zusammengenommen sind diese vielen kleinen Sachen, an die du denken musst, aber eine unglaubliche mentale Herausforderung.
Hätte der Mental Load ein „Gesicht“ wäre er wohl ein Kassenzettel. Wird er nicht gestoppt, schlängelt er sich mit jeder neuen Aufgabe, die du in dein Gehirn „einscannst“ immer weiter. Bei einer beträchtlichen Länge kann es sogar passieren, dass du darüber stolperst. Dann kann die Familienorganisation schnell durcheinander kommen.
Ein typisches Beispiel für den Mental Load
Wenn du der Mental Load-Bedeutung näher auf die Spur kommen möchtest, eignet sich ein Beispiel besonders gut. Beispiele für die mentale Belastung finden wir im Familienalltag zuhauf. Wenn ich als Dreifachmama an einen Mental Load denke, kommt mir automatisch ein Kindergeburtstag in den Sinn.
Dabei warten folgende mentale Herausforderungen auf dich:
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Alleine der Kindergeburtstag stößt also eine ganze Reihe von Gedanken an. Doch natürlich kannst du dich nicht nur diesem Großprojekt widmen.
Nebenbei beschäftigst du dich damit…
Auf Schritt und Tritt begleiten dich Gedanken, von denen du keinen Abstand nehmen kannst. Schließlich bist du die Einzige, die sich um all diese Feinheiten kümmert, nicht wahr?
Mental Load – ein Frauenproblem?
Natürlich gibt es auch Männer, die sich gedanklich stark mit den Aufgaben im Familienalltag auseinandersetzen und unter der mentalen Last leiden.
Warum?
- Ganz einfach, weil Frauen darauf geprägt sind, sich hauptverantwortlich um die Familie zu kümmern. Auch dann, wenn sie ebenso wie der Mann berufstätig sind.
- Sich besonders gut um den Nachwuchs kümmern zu können, ist Frauen übrigens nicht in die Wiege gelegt, dabei handelt es sich um nichts Angeborenes.
- Sie müssen genauso wie Männer die Kompetenzen im Umgang mit Babys und Kindern erlernen.
- Das sind immerhin gute Aussichten, um die Aufgaben zukünftig besser zu verteilen.
Apropos Verteilung: Was die mentale Belastung angeht, herrscht ein großes Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen, wie auch Studien zeigen:
- Eine Stichprobe an 393 in einer Partnerschaft/Ehe befindlichen Müttern in den USA zeigte, dass sich die Mehrheit der Frauen, eigenen Angaben zufolge, alleine um bestimmte Familienangelegenheiten kümmert. Dazu zählen die Verantwortung für Haushaltsroutinen, beispielsweise die Organisation von Familien-Zeitplänen, und das Aufrechterhalten der häuslichen Ordnung.
- In einer weiteren Untersuchung stellte sich in Doppelverdiener-Familien heraus, dass Väter häufiger als Mütter über arbeitsbezogene Angelegenheiten nachdachten – die unbezahlte Arbeit nach Dienstschluss beeinträchtigte das aber nicht. Bei Müttern übertrugen sich die berufsbezogenen Gedanken allerdings auf die unbezahlte Arbeit und die Freizeitaktivitäten.
- Interessant ist auch, dass Mütter und Väter sich bei geistiger Arbeit gleich viel mit Familienangelegenheiten beschäftigten. Nur bei den Frauen wirkte sich das jedoch auf ihr emotionales Wohlbefinden aus.
Gut zu wissen!
- Frauen investieren täglich im Durchschnitt 52,4 % mehr Zeit für die unbezahlte Sorgearbeit, beispielsweise im Rahmen der Hausarbeit oder Kinderbetreuung, als Männer.
Mental-Load-Symptome und Auswirkungen
Herrscht niemals Ruhe im Kopf, nehmen die Aufgaben eher zu als ab, dann ist das für niemanden gut. Schließlich brauchen wir das Gefühl, den Gipfel auch erreichen zu können, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Alles andere ist zermürbend und demotivierend.
Wie sich Mental Load-Mütter fühlen, ist ganz unterschiedlich:
Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, ist es wichtig, das Phänomen Mental Load anzuerkennen und ernst zu nehmen.
Ist der Mental Load ein Beziehungskiller?
„Immer muss ich an alles denken“ – kennst du diesen Ausspruch? Er fällt wahrscheinlich tagtäglich in tausenden, wenn nicht Millionen Familien. Damit drücken Frauen, womöglich auch unbewusst, aus, dass sie unter dem Mental Load leiden.
- Oft nehmen das die Partner aber nicht richtig wahr. Zu abstrakt ist der wütende Satz, der mal eben zwischendurch fällt.
- Eigentlich schade, denn der Mental Load kann ein echter Beziehungskiller sein, der langsam, aber stetig das Fass zum Überlaufen bringt.
- Dann können sich sehr unschöne Situationen ergeben.
- Vielleicht gönnst du deinem Partner seine Freizeit nicht mehr, weil du dich in deiner ständig gedanklich um etwas kümmern musst.
- Auch Diskussionen oder wenig wertschätzende Gespräche sind vor dem Hintergrund eines Mental Loads nicht ungewöhnlich.
Nehmen wir ein typisches Beispiel aus dem Familienalltag. Deine Tochter ist aus den Gummistiefeln herausgewachsen.
Die Neuanschaffung ist tatsächlich mit vielen Gedanken verbunden:
- Welche Größe plane ich ein, damit ihr die Gummistiefel möglichst lange passen?
- Welche Farbe mag sie am liebsten?
- Gibt es eine Möglichkeit, den Namen auf ein Etikett in der Innenseite zu schreiben?
- Wo kaufe ich die Gummistiefel möglichst kostengünstig?
- Muss ich meine Tochter zum Anprobieren mitnehmen?
- Welche Gummistiefel sind schadstofffrei?
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All diese Gedanken kann dein Partner womöglich nicht nachvollziehen und sagt vielleicht folgendes: „Was du dir immer für Gedanken machst. Ich würde einfach in den Laden gehen und ein paar Gummistiefel in der richtigen Größe kaufen!“
- Ughh, das hat gesessen.
- Durch diese Aussage hast du das Gefühl, dass dein Partner deine anstrengenden Gedankenschlaufen als unnötig empfindet und doch alles kein Problem ist.
- Die perfekte Streitgrundlage.
- Nun ist es höchste Zeit, den Mental Load zu reduzieren, und zwar gemeinsam!
Mental-Load: Was tun?
Du hast das Gefühl, dass du für alle mitdenkst und fühlst dich belastet? In einem ersten Schritt ist es zunächst wichtig, deinen persönlichen Mental Load zu erkunden.
Das kannst du mit einem Mental-Load-Test machen. Kommt dabei heraus, dass du mental belastet bist, ist es Zeit, etwas zu ändern und ich verrate dir wie!
1. Schritt: Bewusstsein schaffen
Damit ihr als Paar den Mental Load aktiv angehen könnt, müsst ihr das Problem zunächst identifizieren. Nennt es beim Namen. Es handelt sich nicht um eine „Verkopftheit“ oder um unnötige Gedanken.
- Schließlich geht jeder Handlung in der Regel ein Gedanke voraus. Gerade im Familienalltag ist es wichtig, Dinge zu organisieren. Das geht nicht ohne einen Plan im Kopf.
- Das Problem ist der Mental Load.
- Nur, weil einer von beiden sich nicht rund um die Uhr mental belastet, bedeutet das nicht, dass es den Mental Load nicht gibt.
- Sprecht über das Phänomen.
- Gib deinem Partner einen Eindruck davon, wie viele Gedanken mit einer einzigen Tätigkeit vorab verbunden sind.
- Du kannst deinem Partner auch ein Buch empfehlen. Dazu später mehr.
- Wichtig ist nur, dass euch bewusst wird, dass dringender Handlungsbedarf besteht.
- So können sich beide zukünftig wohler fühlen und eventuelle Spannungen in der Beziehung lassen nach.
2. Schritt: Mental Load aufteilen
- Die Gedanken einfach abstellen oder ein paar Yogaübungen machen? Das hilft beim Mental Load in der Regel nicht. Wie bereits erwähnt, sind die Gedanken meist berechtigt und Entspannungsübungen lösen das Problem nur vorübergehend.
- Wer sich den mentalen Ballast aufteilt, hat hingegen gute Chancen der Mental-Load-Falle zu entkommen.
- Schließlich können vier Schultern mehr tragen als zwei.
- Eine Voraussetzung dafür ist natürlich ein eingehendes Gespräch.
- Nachdem das Problem nun klar ist, geht es an die Aufgabenverteilung.
- Welche Aufgaben kann dein Partner übernehmen, welche übernimmst du?
Ganz wichtig: Hierbei geht es nicht darum, nur die Tätigkeit an sich auszuführen, sondern auch alle damit verbundenen Gedanken.
- Hat sich dein Partner bereit erklärt, dieses Jahr die Planung des Kindergeburtstags zu übernehmen, gehen alle damit verbundenen mentalen Belastungen auf ihn über.
- Das Gleiche gilt, wenn dein Mann beispielsweise mit eurer Tochter auf den Spielplatz geht. Wickeltasche packen? Das fällt ebenfalls in seinen Aufgabenbereich.
Gut zu wissen!
Wer mentalen Ballast abgeben möchte, muss auch in der Lage sein, die Gedanken abzustellen. Vielleicht hat dein Mann eine andere Art, die Aufgaben zu organisieren. Übe keine Kritik, sondern freue dich über den gedanklichen Leerlauf.
3. Nutzt hilfreiche Listen, Tools und Tipps
Es gibt eine ganze Reihe an Hilfsmitteln. Diese können den Mental Load verringern oder aufteilen.
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Mental Load Comics und Mental Load Bücher
Die französische Zeichnerin Emma prägte den Begriff Mental Load mit ihren erfrischenden Comics.
Außerdem gibt es weitere Bücher, die sich mit dem Thema Mental Load beschäftigen und dir als Inspiration dienen können:
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- Stangl, W. (2022, 29. November). Mental Load – Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
- Ciciolla L, Luthar SS. Invisible Household Labor and Ramifications for Adjustment: Mothers as Captains of Households. Sex Roles. 2019 Oct
- Offer, Shira. (2014). The Costs of Thinking About Work and Family: Mental Labor, Work–Family Spillover, and Gender Inequality Among Parents in Dual-Earner Families. Sociological Forum. 29
- Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend: Gender Care Gap - ein Indikator für die Gleichstellung, abgerufen am 30.10.2023
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