Gemütlich auf dem Sofa kuscheln, während dein Kleines an deiner Brust trinkt und ihr euch dabei verliebt in die Augen schaut – du hast dir die Stillbeziehung zu deinem Baby so schön vorgestellt.
Doch nachdem du es zusätzlich hin und wieder mit der Flasche gefüttert hast, gestaltet sich der Stillstart auf einmal alles andere als gemütlich. Dein Kleines ist unruhig, lässt die Brustwarze immer wieder los und schreit die Brust untröstlich an.
Dieses Verhalten deines Kindes kann auf eine Saugverwirrung hinweisen. Aber wie kommt es eigentlich dazu? Wie kannst du dieses gefürchtete Stillproblem bei deinem Baby vermeiden? Und welche Maßnahmen helfen, um eine bestehende Saugverwirrung zu beheben?
In diesem Artikel findest du wertvolle Tipps, damit du und dein Baby das Stillen in vollen Zügen genießen könnt.
Saugverwirrung: Das Wichtigste in Kürze
- Das Trinken an der Brust unterscheidet sich deutlich vom Trinken an der Flasche.
- Bei etwa 20 % der Kinder kommt es durch den Wechsel zwischen Brust und Fläschchen zu einer Saugverwirrung.
- Die Kinder gewöhnen sich durch das Trinken an der Flasche eine falsche Saugtechnik an und können nicht mehr effektiv an der Brust saugen.
- Um eine Saugverwirrung zu vermeiden, solltest du die ersten 6 bis 8 Wochen auf den Einsatz von künstlichen Saugern verzichten.
- Unruhe, Schreien und wiederholtes Loslassen der Brust gehören zu den Anzeichen einer Saugverwirrung.
- Mit viel Geduld und einer kompetenten Unterstützung lässt sich eine Saugverwirrung beheben.
Was versteht man unter einer Saugverwirrung beim Baby?
- Ein Baby mit einer Saugverwirrung wendet beim Trinken an der Brust eine dauerhaft falsche Saugtechnik an.
- Dies kann zu großem Frust bei Mama und Baby führen.
- Das Kleine wird aufgrund der ineffizienten Saugtechnik an der Brust nicht mehr ausreichend satt.
- Nicht selten führt eine Saugverwirrung zu einem verfrühten Abstillen durch die ratlose Mutter.
- Ein solches Stillproblem tritt gewöhnlich innerhalb der ersten 8 Lebenswochen auf.
Wie kommt es zu einer Saugverwirrung?
- Menschenkinder kommen mit einem angeborenen Saugreflex auf die Welt.
- Sie wissen instinktiv, wie sie die Brustwarze in den Mund nehmen und daran saugen müssen.
- Das klingt zunächst also ganz einfach, tatsächlich ist das Trinken an der Brust jedoch ein sehr komplexer Vorgang.
- In den ersten Lebenswochen erlernen die Kleinen die Feinheiten der Saugtechnik.
- Auch die frischgebackene Mama benötigt zunächst etwas Übung, um ihr Neugeborenes richtig zu stützen und ihm beim Andocken an die Brust zu helfen.
- Mit Ruhe und Geduld werden die zwei so nach und nach zu einem eingespielten Stillteam.
- In dieser prägenden ersten Phase der Stillbeziehug kann es zu Störungen kommen.
- Wird dem Baby in den ersten Wochen Milch per Fläschchen gefüttert oder bekommt es einen Beruhigungs-Schnuller angeboten, so kann dies zu einer Saugverwirrung führen.
- Das Saugen an der Brust ist nämlich ganz anders als das Trinken an der Flasche oder das Nuckeln am Schnuller.
So trinkt dein Baby an der Brust
Das Saugen an Mamas Brust ist ein sehr komplexer Vorgang.
Auf diese Weise schafft es dein Kind, den Milchfluss anzuregen und effektiv an der Brust zu trinken:
Das Saugen an der Brust kann in zwei Phasen unterteilt werden, die sich während eines Stillvorgangs mehrmals abwechseln: das nutritive und das non-nutritive Saugen.
- Non-nutritives Saugen: Das Baby saugt mit schnellen Zungenbewegungen an der Brust, um den Milchspendereflex zu stimulieren. In dieser Phase fließt wenig oder keine Milch. Dafür hat das non-nutritive Saugen eine beruhigende Wirkung und es unterstützt die Verdauung des Babys.
- Nutritives Saugen: Der Milchspendereflex wird ausgelöst, die Milch fließt. Dein Baby trinkt und schluckt hörbar.
So trinkt dein Baby an der Flasche
Das Trinken an der Flasche erfordert vom Baby eine deutlich weniger komplexe Technik:
- Dein Baby presst seine Lippen eng an den Sauger, wodurch die Mundöffnung schmal wird.
- Der Sauger liegt deutlich weiter vorne im Mund als die Brustwarze beim Stillen.
- Das Kind muss nur ein wenig saugen und schon entsteht ein konstanter Milchfluss. Bei einer großen Saugeröffnung fließt die Milch sogar von ganz alleine und dein Kleines muss nur noch schlucken.
Lesetipp
Pre-Nahrung-Test 2024: Die besten bei Stiftung Warentest & Öko-Test
Die beste Nahrung, die Säuglinge bekommen können, ist ohne Zweifel Muttermilch. Doch nicht immer klappt das Stillen so reibungslos, wie frisch gebackene Mütter es sich wünschen. Und nicht jede Frau möchte auch komplett stillen. Alternativ ist im Handel eine große Auswahl an Fertigpulver erhältlich, aus dem Muttermilch-Ersatznahrung für Babys unterschiedlicher […]
Selbstversuch zur Veranschaulichung
Den Unterschied der Saugtechnik kannst du dir mit einem kleinen Selbstversuch vor Augen führen:
- Sauge zunächst an deinem Finger (= Fläschchen).
- Danach saugst du an deinem Unterarm nahe deines Ellenbogens (= Stillen an der Brust).
Bemerkst du, wie unterschiedlich deine Mund- und Zungenbewegungen dabei jeweils sind?
Stillprobleme durch unterschiedliche Saugtechniken
- Wie du siehst, unterscheiden sich die Saugtechniken an der Brust und an der Flasche deutlich voneinander.
- Während die Milch aus dem Fläschchen von fast ganz alleine kommt, muss sich dein Kleines an der Brust deutlich mehr anstrengen.
- Kein Wunder, dass es ungeduldig wird, sollte es zuvor an die Flasche gewöhnt worden sein.
- Wird das Baby also in den ersten Wochen auf das Trinken an der Flasche geprägt, so kann es Probleme bekommen, an der Brustwarze effektiv zu saugen.
- Das Nuckeln am Schnuller kann einen ähnlichen Effekt haben.
Allerdings: Nicht jedes Baby bekommt durch das Zufüttern mit dem Fläschchen eine Saugverwirrung. Ein solches Stillproblem tritt nur bei etwa 20 % der Kinder auf.
Saugverwirrung vorbeugen: Tipps und Tricks
Die Wahl der Geburtsklinik
Der Geburtsort kann einen Einfluss auf den späteren Erfolg deiner Stillbeziehung haben!
Stillfreundlich zufüttern
Was aber, wenn ich mein Baby aus medizinischen Gründen zufüttern muss? In diesem Fall ist es ratsam, eine alternative Zufütterungsmethode zu wählen.
Infrage kommen unter anderem …
Lesetipp
Stillfreundlich zufüttern: So klappt die Zwiemilchernährung
Muttermilch ist das Beste fürs Baby, darin sind sich die Experten einig. Auch die meisten werdenden Mütter haben den Wunsch, ihr Kind nach der Geburt zu stillen. Es gibt jedoch Situationen, in denen es (zumindest vorübergehend) nicht möglich ist, den Säugling ausschließlich über die Brust zu ernähren. Die Lösung: stillfreundlich […]
Symptome: Daran erkennst du eine Saugverwirrung
Wenn das Stillen einfach nicht funktionieren will, kann eine Saugverwirrung zugrunde liegen.
Folgende Anzeichen können auf eine falsche Saugtechnik hinweisen:
Anzeichen einer Saugverwirrung beim Baby:
Anzeichen einer Saugverwirrung bei der Mama:
Oft treten bei einer Saugverwirrung mehrere dieser Symptome gleichzeitig auf. Sie können aber auch auf eine andere Ursache zurückgehen.
Wie lässt sich eine Saugverwirrung beheben?
Sollten bereits Stillprobleme eingetreten sein, so hier die gute Nachricht: Mit Geduld, starken Nerven und Vertrauen in dein Kind lässt sich eine Saugverwirrung wieder beheben.
Versuche es mit folgenden Tipps:
In den meisten Fällen lässt sich eine Saugverwirrung mit diesen Maßnahmen beheben. Oftmals ist jedoch einiges an Geduld gefragt. Am besten suchst du dir Hilfe von einer fachkundigen Hebamme oder Stillberaterin.
Wenn sich die Probleme nicht überwinden lassen
- Eine Saugverwirrung kann den Stillstart für Mama und Baby sehr belasten und führt leider allzu oft zu einem verfrühten Abstillen.
- Dabei muss dies nicht sein.
- Wie du siehst, gibt es Maßnahmen, die dein Baby wieder an das richtige Saugen an der Brust gewöhnen.
- Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist es ratsam, in den ersten Wochen auf den Einsatz künstlicher Sauger zu verzichten.
- Sollte es tatsächlich nicht mehr klappen mit dem Stillen, so mache dir bitte nicht allzu viel Druck.
- Gib dir nicht selbst die Schuld!
- Du bist keine schlechte Mutter, wenn du dein Kleines nicht stillen kannst!
- Viel wichtiger für dein Baby ist es, deine Nähe, Fürsorge und Liebe zu spüren!
Lesetipp
Bedürfnisorientierte Erziehung: Was ist Attachment Parenting?
Bedürfnisorientiert zu erziehen, bedeutet nicht, dass du deinem Kind jeden Wunsch von den Lippen abliest. Vielmehr steht die Bindung zwischen Eltern und dem Nachwuchs im Vordergrund. Warum Eltern die bedürfnisorientierte Erziehung heute oftmals nicht mehr im Sinne des Erfinders praktizieren und wie du die Bedürfnisse eines Kindes erkennst – all […]
[*Affiliate Links: Kaufst du über einen dieser Links, werden wir mit einer kleinen Provision beteiligt. Für Dich entstehen dabei keine Mehrkosten & du unterstützt zugleich unsere Arbeit. Herzlichen Dank. ❤]
interessante Artikel auf ElternKindTipps:
- Stillkissen Test – Theraline Stillkissen & Ergobaby Testsieger
- Kolostrum: Mehr als Superfood für dein Baby
- Känguruhen – So profitieren Frühchen vom innigen Hautkontakt
- Tabuthema Langzeitstillen: „Stillst du etwa immer noch?“
- Sind Babynestchen gefährlich? Warum du kein Babynest kaufen solltest!
- Nachts abstillen nach Gordon: Das sanfte 10-Nächte-Programm
- Babys pucken gefährlich? Fehler vermeiden & richtig pucken
- So gelingt die Rückbildung nach Kaiserschnitt harmonisch und effektiv
- 3-Monats-Koliken: Warum dein Baby schreit und wie du ihm helfen kannst
- Still-Lexikon: Das Anlegen des Babys, abgerufen am 08.09.2023
- Stiefel A, Brendel K, & Bauer N (2020): Hebammenkunde. Thieme, Stuttgart, 6. Auflage., abgerufen am 08.09.2023
- Gresens R (2016): Intuitives Stillen. Kösel, München, 6. Auflage., abgerufen am 08.09.2023
- Harder U (2022): Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause. Hippokrates, Stuttgart, 5. Auflage., abgerufen am 08.09.2023
Keine Kommentare vorhanden