T-Shirts sind Allrounder in der Kindermode. Im Winter verschwinden sie unter Pullovern und Jacken und im Sommer sind sie oft die einzige Oberbekleidung. Gebraucht werden viele von ihnen. Zu viele?
Für die Umwelt ist ein hoher T-Shirt-Verschleiß schlecht, denn die Ökobilanz der T-Shirt-Produktion ist nicht die beste. Der Ressourcenverbrauch ist während der Produktion der Textilien groß.
Auf den Ressourcenverbrauch während der Produktion hast du nur wenig Einfluss. Trotzdem kannst du die Ökobilanz mit deinem eigenen Verhalten verbessern. Das gilt bei den T-Shirts deiner Kinder wie bei deinen eigenen. Aber wie funktioniert das? Und wie sieht die Ökobilanz eines T-Shirts aus Baumwolle wirklich aus?
Ökobilanz der T-Shirt-Produktion: das Wichtigste in Kürze
Was bedeutet eigentlich Ökobilanz?
Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP definiert die Ökobilanz als:
„…systematische Analyse der Umweltwirkungen von Produkten, Verfahren oder Dienstleistungen entlang des gesamten Lebenswegs“.
Diese Definition passt nicht nur auf Bauprodukte, sondern auch auf zahlreiche weitere Produkte und Dienstleistungen: etwa auf T-Shirts.
Bei einem T-Shirt aus Baumwolle umfasst die Ökobilanz zum Beispiel diese Phasen:
- Produktion: beispielsweise mit Baumwollanbau, der Weiterverarbeitung der Baumwolle zu Stoffen und der T-Shirt-Herstellung.
- Transport: Der Weg des fertigen Produkts zum Verbraucher.
- Nutzung: Waschen und Trocknen des T-Shirts.
- Entsorgung: beispielsweise in einer Müllverbrennungsanlage.
In den jeweiligen Phasen spielen Faktoren wie …
- Ressourcenverbrauch
- Energieeinsatz
- Umweltbelastungen (z.B. durch verschmutzte Gewässer)
… eine Rolle.
Die Stiftung Warentest berücksichtigte bei ihrer Ökobilanz für T-Shirts 18 Faktoren wie beispielsweise…
- Feinstaubemissionen
- Ozonabbau
- Rohstoff- und Wasserverbrauch.
Die Produktion verbraucht knapp 2.500 Liter Wasser
- Die Stiftung Warentest vergab für die vier Phasen im Lebenszyklus eines T-Shirts Schadenspunkte.
- Ihr zufolge steht die Produktion eines T-Shirts für über 90% der gesamten zu verteilenden Punkte.
- Detaillierter wird zum Beispiel eine Studie der Technischen Universität Berlin, die vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. (IKW) beauftragt wurde.
- Laut der 2019 veröffentlichten Studie liegt alleine der Wasserbedarf bei der Produktion eines einzigen Baumwoll-T-Shirts bei 2.495 Litern.
- Zum Vergleich: 2.700 Liter entsprechen dem Trinkwasserbedarf einer Person für 2 1/2 Jahre.
- Die benötigte Wassermenge für die Baumwollproduktion ist allerdings in verschiedenen Produktionsländern sehr unterschiedlich.
- Laut eines Artikels des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) aus Anfang 2020 liegt der Wasserverbrauch pro Kilogramm Baumwolle in China bei etwa 6.000 Litern.
- In Indien sind es dagegen 22.500 Liter.
Viele Textilien in Deutschland stammen aus dem Ausland
- Wichtig sind diese Zahlen, weil Deutschland bei Textilien wie T-Shirts ein Importland ist.
- 90% der in Deutschland verkauften Textilien stammen aus dem Ausland.
- Wenn du deinen Kindern T-Shirts kaufst, ist es also sehr wahrscheinlich, dass es sich um Importware handelt.
- Dabei stammt über die Hälfte aller deutschen Textilimporte aus vier Ländern: Bangladesch, China, Indien und Türkei.
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Baumwolle benötigt viele Pestizide
- Bei der Ökobilanz sind neben dem Wasserverbrauch für ein T-Shirt aus Baumwolle auch andere Faktoren interessant, etwa der Verbrauch von Pestiziden und Insektiziden.
- Die Baumwollfelder stehen nur für 2,5 % der landwirtschaftlich genutzten Gesamtfläche.
- Stiftung Warentest berichtet anhand der Zahlen des Internationalen Baumwoll-Komitees (ICAC), dass 2019 dennoch weltweit 10 % der Insektizide und fast 5 % der Insektizide auf Baumwollfeldern eingesetzt wurden.
- Neben den Pestiziden und Insektiziden werden im konventionellen Baumwollanbau zusätzlich chemische Düngemittel verwendet. Sie können die Böden und das Grundwasser belasten.
Sind T-Shirts aus Polyester besser?
Als primäre Mikrokunststoffe bezeichnet man Kunststoff-Kleinstteile, die als Produkt oder Produktzusatzstoff verwendet werden.
Dagegen entstehen sekundäre Mikrokunststoffe durch den Zerfall größerer Kunststoffteile.
Ökologische Landwirtschaft löst nicht alle Probleme
Gütesiegel helfen bei der Auswahl
Du möchtest dir oder deinem Kind ein T-Shirt aus Baumwolle kaufen, die in ökologischer Landwirtschaft entstanden ist? Dann kannst du dich an den folgenden 4 Gütesiegeln orientieren, die die Stiftung Warentest empfiehlt:
Das letztgenannte Gütesiegel stammt vom Naturtextilwirtschaftsverband. Die Stiftung Warentest bezeichnet es als das strengste Ökolabel.
T-Shirt-Käufer: Welcher Typ bist du?
Mit deinem Einkaufsverhalten kannst du den ökologischen Einfluss der von dir gekauften T-Shirts auf die Umwelt beeinflussen. Die Stiftung Warentest unterscheidet zwischen 4 Käufertypen:
- Normalkäufer: Dieser Käufertyp kauft T-Shirts aus herkömmlicher Baumwolle. Indien und Bangladesch sind die Produktionsländer. Die T-Shirts halten 50 Wäschen lang. In 100 Tagen verbraucht der Normalkäufer bei täglichem Tragen und Waschen also 2 T-Shirts. Die Produktion seiner T-Shirts verursacht 5,3 Schadenspunkte.
- Umweltbewusste: Dieser Käufertyp kauft T-Shirts aus Baumwolle, die in der ökologischen Landwirtschaft angebaut wurde. Er gibt das T-Shirt am Ende nicht in die Müllverbrennung (wie der Normalkäufer), sondern ins Recycling. Ansonsten verhält sich dieser Typ wie der Normalkäufer. Die T-Shirt-Produktion steht hier für 2,97 Schadenspunkte.
- Shopping-Fan: Bei diesem Käufertyp geht die Stiftung Warentest davon aus, dass er ein T-Shirt nur zehnmal trägt und wäscht. Anschließend wirft er es weg (Müllverbrennung). Er braucht in 100 Tagen deshalb 10 T-Shirts. Für die Produktion fallen 26,48 Schadenspunkte an.
- Shopping-Muffel: Der Shopping-Muffel wechselt sein T-Shirt nur alle zwei Tage. Es hält wiederum 50 Waschvorgänge aus, sodass dieser Käufertyp für 100 Tage nur ein einziges T-Shirt benötigt. Dementsprechend gering sind die Schadenspunkte: 2,65 für die Produktion.
T-Shirts und ökologische Verantwortung: Was kannst du tun?
Der bisherige Text hat bereits angedeutet, was du selbst für eine möglichst gute Ökobilanz tun kannst, wenn du dir oder deinen Kindern T-Shirts kaufst. Hier nochmals eine Zusammenfassung.
Bio-Baumwolle ist eine gute Wahl
- Bio-Baumwolle ist besser als Baumwolle, aber ein T-Shirt aus Bio-Baumwolle ist nicht besser als eins aus Baumwolle, das dein Kind viel länger trägt.
T-Shirt kaufen: Seltener ist besser
- Ökologisch optimal handelst du, wenn dein Einkaufsverhalten eine Mixtur aus dem der Umweltbewussten und des Shopping-Muffels ist.
T-Shirt waschen: Manchmal ist weniger mehr.
- Häufiges Waschen verschlechtert die Ökobilanz eines T-Shirts. Das betrifft nicht nur die Shirts aus synthetischen Fasern, bei denen sich Mikrokunststoffe lösen.
- Jeder Waschgang steigert den Wasserverbrauch.
- Darüber hinaus können Inhaltsstoffe im Waschmittel Umweltprobleme verursachen.
- Das gilt etwa für Duftstoffe, die der Naturschutzbund Deutschland (NABU) als „häufig giftig und zusätzlich schwer abbaubar“ bezeichnet.
- Seltener waschen: Insbesondere bei T-Shirts von Kindern wird das sicherlich nicht immer funktionieren.
- Wenn Kinder draußen spielen, sollte nicht die Sauberkeit des T-Shirts im Vordergrund stehen, sondern der Spaß.
- Aber du solltest reflektieren, ob du nicht dennoch auf den einen oder anderen Waschgang verzichten kannst.
Lesetipp
Colorwaschmittel-Test v. Stiftung Warentest
Die Schoko-Eiscreme landet auf dem pinken Prinzessinnen-T-Shirt, die helle Jeans eignet sich hervorragend als Torwart-Hose auf matschigem Rasen und das Lätzchen zieren Reste vom Karottenbrei. Wer Kinder hat, wird beim Waschen immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Einerseits soll der Schmutz raus aus den Textilien, andererseits sollen die Lieblingsklamotten der […]
T-Shirts ins Recycling statt in den Müll
- Wenn die T-Shirts noch nicht völlig zerrissen sind, kannst du sie in den Altkleidercontainer geben. Sie werden dann entweder weiterhin als T-Shirt verwendet oder verarbeitet. Dann entstehen aus ihnen beispielsweise Dämmstoffe.
Ökologischer T-Shirt-Kauf funktioniert auch mit wenig Geld
Im Interview mit der Stiftung Warentest verrät Brigitte Zietlow vom Umweltbundesamt, wie man auch mit wenig Geld T-Shirts mit einer guten Ökobilanz erhält. Sie empfiehlt Second-Hand-Märkte und Tauschpartys mit Freunden. Bei Neuware sollte man sich möglichst für hochwertige Textilien entscheiden, die man lange tragen kann.
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- umweltbundesamt.at: Mikroplastik in der Umwelt, abgerufen am 29.09.2023
- NABU: Ökologischer Waschtag Wie Wäschewaschen die Umwelt weniger belastet, abgerufen am 29.09.2023
- IKW - ndustrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V.: Der ökologische Rucksack eines weißen Baumwoll-T-Shirts in Deutschland: Was trägt alles zur Umweltbilanz bei? , abgerufen am 29.09.2023
- Stiftung Warentest (Heft 3/2023): Lang lebe das T-Shirt! , abgerufen am 29.09.2023
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