Eine gesunde Darmflora ist die Basis für ein starkes Immunsystem. Bestimmte Bakteriengruppen, die ein Kind für sein Mikrobiom benötigt, erhält es aber nur bei einer natürlichen Geburt. So war zumindest der bisherige Wissensstand.
Eine neue Studie widerlegt die bisherigen Erkenntnisse jedoch teilweise. Sie zeigt: Kinder, die nicht auf natürlichem Wege geboren werden, erhalten auf anderen Wegen die nützlichen Bakterien. Die Besiedelung geschieht zum Beispiel durch Stillen und Hautkontakt.
Das Stillen ist somit der Schlüssel zu einem vitalen Mikrobiom. Das gilt vor allem für Babys, die per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen sind. Die niederländische Studie liefert also wichtige Erkenntnisse für (werdende) Eltern und ihre Babys. In diesem Artikel erläutern wir dir die Zusammenhänge genauer.
Stillen als Mikrobenquelle für Kaiserschnittbabys: Das Wichtigste in Kürze
- Eine neue Studie zeigt: Kaiserschnittbabys können auch ohne natürliche Geburt nützliche Bakterien für ihr Mikrobiom erhalten.
- Das Mikrobiom im Darm ist enorm wichtig für ein starkes Immunsystem und kann das Risiko für bestimmte Krankheiten verringern.
- Die niederländische Studie legt nahe, dass Muttermilch und enger Körperkontakt ausreichend sind, um das Mikrobiom zu fördern.
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Neue Studie zur Mikrobiom-Übertragung: Art der Geburt weniger ausschlaggebend als gedacht
- Der Körper des Menschen braucht bestimmte bakterielle Organismen, denn sie helfen bei der Verdauung und stärken das Immunsystem.
- Man nennt die Gesamtheit aller nützlichen Bakterien im Körper Mikrobiom.
- Ebendieses war in den letzten Jahren Bestandteil vieler wissenschaftlicher Arbeiten.
- Die Frage, wie das Mikrobiom von der Mutter auf ihr Baby übertragen wird, ist dabei besonders interessant.
Sie beschäftigte jetzt ein niederländisches Forschungsteam rund um Wouter de Steenhuijsen Piters.
- Viele Wissenschaftler gingen bisher davon aus, dass Kaiserschnittbabys die stärkenden Keime nicht erhalten.
- Der Grund: Die Babys passieren bei der Geburt nicht den Geburtskanal, sodass ihnen die Bakterien der Vaginalflora fehlen.
- Das ist so aber nicht zu 100% richtig, wie das Forschungsteam herausfand.
- Sie verglichen vaginale Geburten mit Kaiserschnitten.
- Dabei konzentrierten sie sich vor allem auf die Bakterienzusammensetzung in den Proben von 120 Mutter-Kind-Paaren.
Für die Studie nutzten die Forschenden Proben aus dem …
- Das Ergebnis: Fast 60% des Mikrobioms eines Babys stammte von der Mutter.
- Dabei spielte es keine Rolle, auf welche Weise das Baby das Licht der Welt erblickt hat.
- Falls der Vaginalkontakt bei der Geburt fehlt, können laut der Studie also andere Mikrobenquellen die fehlenden Bakterien ausgleichen.
- Dabei spielen insbesondere die Muttermilch und der Hautkontakt eine entscheidende Rolle.
- Interessant ist auch: Unmittelbar nach der Geburt ist das Mikrobiom zwischen Mutter und Säugling am ähnlichsten. Danach entwickelt sich das Mikrobiom des Kindes auf individuelle Weise weiter.
- Dabei spielen viele Faktoren eine wichtige Rolle – auch der Vater und das Vorhandensein von Geschwisterkindern.
- Die Art der Geburt ist demnach weit weniger wichtig für das Mikrobiom bei Neugeborenen, als bisher angenommen wurde.
Gesundes Mikrobiom im Darm: Schlüssel für ein starkes Immunsystem bei Babys
Die Bakterien im Darm sind wichtig für ein gesundes Immunsystem. Das zeigt auch die Forschung an Mäusen. Die Tiere, die keine Darmflora hatten, also komplett keimfrei aufwachsen, hatten später ein extrem unterentwickeltes Immunsystem.
Außerdem deuten einige Studien darauf hin, dass eine beeinträchtigte Bakterienzusammensetzung im Darm bestimmte Krankheiten begünstigen kann.
Dazu zählen unter anderem folgende Erkrankungen:
Fest steht daher:
Kein Wunder also, dass gerade Eltern, deren Kind per Kaiserschnitt geboren wurde, wegen des Mikrobioms ihres Kindes besorgt sind. Die aktuelle Studie aus den Niederlanden kann diese Sorgen aber nun glücklicherweise zumindest teilweise entkräften.
„Vaginal Seeding“ bei Kaiserschnittbabys: hilfreich oder riskant?
Um bei Kaiserschnittbabys ein etwaiges Defizit des Mikrobioms auszugleichen, wurde seit einigen Jahren an unterschiedlichen Methoden geforscht. Wissenschaftler analysierten und diskutierten dabei auch das sogenannte „Vaginal seeding“ .
- Hierbei entnimmt der Arzt das Vaginalsekret der Mutter mit einem Tuch.
- Dann streicht er es dem per Kaiserschnitt geborenen Baby in Nase und Mund.
- Auf diese Weise soll das Baby nachträglich die wichtigen Mikroorganismen erhalten, auch wenn es nicht den Geburtskanal passiert hat.
- Ob dieses Verfahren nennenswerte Vorteile hat, ist jedoch nach wie vor umstritten.
- Fest steht nämlich: Auch unerwünschte Bakterien können beim „Vaginal seeding“ übertragen werden.
- Dazu gehören beispielsweise Herpes-Viren, Chlamydien oder B-Streptokokken.
- Leider sind längst nicht alle Mütter immer vollkommen gesund.
- Nach den Ergebnissen der niederländischen Studie könnte diese fragwürdige Methode nun ohnehin überflüssig werden.
Fazit: Niederländische Studie entkräftet Vorurteil erhöhter Gesundheitsrisiken für Kaiserschnittbabys
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