Wie oft sollte ich mein Baby anlegen? Bekommt es genug Milch? Viele frischgebackene Eltern sind sich unsicher, ob ihr Kind auch wirklich satt wird. Kein Wunder, gibt es doch zum Thema Stillen viele Meinungen und (oft auch ungebetene) Ratschläge.
Als bester Weg für eine entspannte Stillbeziehung gilt das Stillen nach Bedarf.
Dabei legst du dein Baby an, wenn es dir zeigt, dass es an die Brust möchte. Hierdurch passt sich deine Milchproduktion genau an den Bedarf des Kindes an. Im Folgenden beantworten wir dir die wichtigsten Fragen rund um das Stillen nach Bedarf.
Stillen nach Bedarf: Das Wichtigste in Kürze
- Stillen nach Bedarf bedeutet: Du legst dein Baby immer dann an, wenn es an die Brust möchte.
- Babys möchten etwa acht- bis 12-mal in 24 Stunden gestillt werden, häufig auch öfter.
- Dein Baby zeigt dir, wenn es Hunger hat.
- Stillst du nach Bedarf, passt sich deine Milchmenge automatisch an den Bedarf deines Kindes an. Hierdurch wird das Risiko vieler Stillprobleme reduziert.
Warum ist Stillen nach Bedarf sinnvoll?
Stillen nach Bedarf ist das Gegenteil von Stillen nach der Uhr.
Bei letzterer Methode werden bestimmte Zeitabstände zwischen den Stillmahlzeiten eingehalten. So wird das Kind beispielsweise alle vier Stunden gestillt.
Stillen nach Bedarf hingegen orientiert sich bei der Häufigkeit und Dauer der Mahlzeiten am Kind. Diese Methode ist flexibler, bringt einige Vorteile mit sich und wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen.
Darum ist Stillen nach Bedarf sinnvoll:
- Babys sind verschieden: Die Trinkhäufigkeit, -dauer und –menge unterscheidet sich stark von Kind zu Kind. Auch wirst du feststellen, dass dein Baby an manchen Tagen deutlich mehr an die Brust möchte als an anderen. Dies ist unter anderem während Wachstumsphasen der Fall.
- Stillen ist mehr als nur Ernährung: Die mütterliche Brust bietet dem jungen Erdenbürger nicht nur nahrhafte Milch, sondern befriedigt auch emotionale Bedürfnisse wie Nähe, Sicherheit und Trost.
- Unterschiedliche Speicherkapazitäten in der Brust: Wie viel Milch in einer Brust maximal gespeichert werden kann, ist von Frau zu Frau sehr unterschiedlich. Mütter mit einer kleinen Speicherkapazität bilden im Laufe eines Tages ebenfalls genug Milch für ihr Kind. Sie müssen es jedoch häufiger anlegen, damit das Baby die benötigte Tagesration erhält.
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Häufige Fragen rund um das Stillen nach Bedarf
Wie oft Stillen ist normal?
Gewöhnlich möchte ein Säugling innerhalb von 24 Stunden acht bis zwölf Mal an die Brust. Oft auch häufiger.
Ich lebe mit meiner Familie im Süden Mexikos. Temperaturen bis 38 °C waren in den ersten Lebensmonaten meiner Tochter keine Seltenheit. Dabei bemerkte ich, dass sie an den heißen Tagen oftmals alle 15 bis 30 Minuten an die Brust wollte. Allerdings trank sie immer nur sehr kurz. Die Kleine hatte einfach Durst.
Denn wusstest du schon: Zu Beginn des Stillvorgangs erhält der Säugling Milch mit einem hohen Wasseranteil – ein perfekter Durstlöscher. Erst nach und nach kommt dann die fetthaltigere, sättigende Muttermilch.
Woran erkenne ich, dass mein Baby Hunger hat?
Auf folgende Hungerzeichen solltest du achten:
Lege dein Baby möglichst schnell an, wenn du diese Zeichen beobachtest. Das Anlegen ist in dieser Phase deutlich einfacher als bei einem bereits vor Hunger schreienden Kind.
Auch zeigst du deinem Schatz hierdurch, dass du seine Bedürfnisse erkennst und verlässlich befriedigst. Dies ist eine wunderbare Grundlage für die Entwicklung eines gesunden Urvertrauens.
Was versteht man unter Clusterfeeding?
Kennst du sie auch? Die nicht enden wollenden Stillmarathons? Manchmal hatte ich das Gefühl, am Sofa festgewachsen zu sein.
Clusterfeeding ist ganz normal und bedeutet nicht, dass deine Milch nicht mehr ausreicht. Es gibt einfach Phasen, in denen das Baby häufiger und länger an die Brust möchte. Dies tritt vor allem in den Abendstunden, während eines Entwicklungsschubs, bei Krankheiten und bei Zahnungsbeschwerden auf.
Und was ist mit den Bedürfnissen der Mutter?
Stillen nach Bedarf – heißt das, ich muss immer abrufbereit sein? Alles sofort stehen und liegen lassen, sobald mein Baby nach der Brust verlangt?
Nicht ganz. Auch deine Bedürfnisse sind wichtig.
Zum einen musst du während des Stillens mit deiner Aufmerksamkeit nicht ununterbrochen bei deinem Kind sein. Ein Buch lesen, etwas essen, dich unterhalten – all das darfst du natürlich nebenher machen.
Zum anderen ist es für dein Baby kein Problem, wenn du den Stillvorgang vorzeitig unterbrichst. Beispielsweise, um auf die Toilette zu gehen oder die Tür aufzumachen, wenn es klingelt.
Das ist schließlich bei anderen Säugetieren nicht anders. Da bewegt sich die Stute einfach zum nächsten Grasbüschel, auch wenn das Fohlen gerade an der Zitze saugt. Auch die Gorillamama wartet nicht darauf, bis sich das Affenbaby satt getrunken hat. Sie löst es von der Brust, um die nächste Frucht zu erreichen. Ist das Kleine danach noch unruhig, legt sie es einfach wieder an.
Von dieser „Coolness“ anderer Säugetiermamis dürfen wir uns gerne etwas abschauen.
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Stillen nach Bedarf – eine natürliche Hilfe bei Stillproblemen
Zu wenig Milch
Zunächst einmal sollte überprüft werden, ob die Milchmenge tatsächlich nicht ausreicht. Gewöhnlich gilt: Ist dein Baby aktiv, hat es mindestens vier bis fünf nasse Windeln pro Tag und nimmt es ausreichend zu, so bekommt es genug Milch.
Solltest du dir unsicher sein, dann wende dich bitte an deine Hebamme oder deinen Kinderarzt.
Die beste Möglichkeit, um die Milchmenge zu steigern, ist häufiges Anlegen. Stillen nach Bedarf führt dazu, dass sich die Milchproduktion genau an die Bedürfnisse deines Kindes anpasst.
Zu viel Milch
Ein Zuviel an Muttermilch kann ebenfalls ein Problem sein. Mein Milchspendereflex war teilweise so stark, dass meine Tochter nicht selten eine Milchdusche bekam. Manchmal verschluckte sie sich auch und schien mit der Menge an Milch überfordert.
Auch hier gilt: Mit der Zeit wird sich die Milchproduktion einpendeln und dem Bedarf deines Babys entsprechen. Um dies etwas zu beschleunigen, kannst du Folgendes tun:
Milchstau
Vor allem in der Anfangszeit kann es zu einem Milchstau kommen. Dabei fühlt sich deine Brust schmerzhaft geschwollen und heiß an.
Ursachen hierfür gibt es verschiedene, beispielsweise ein zu seltenes Entleeren der Brüste, eine falsche Anlegetechnik oder Stress.
Was hilft? Lege dein Baby möglichst oft an. Stillen nach Bedarf (also auch nach deinem Bedarf) ist somit absolut ratsam. Vor dem Stillen kannst du deine Brust wärmen und nach dem Stillen wirken kühlende Umschläge schmerzlindernd.
Vertraue auf dein Bauchgefühl
Wurde früher propagiert, es sollten feste Zeitabstände zwischen den einzelnen Stillmahlzeiten eingehalten werden, empfehlen heute die meisten Experten das Stillen nach Bedarf.
Dies führt in der Regel nicht nur zu einer entspannteren Stillbeziehung, es verringert auch das Risiko von Stillproblemen. Schließlich wird deine Milchmenge genau an den Bedarf des Babys angepasst.
Dennoch wirst du während deiner Stillzeit vermutlich auf die ein oder andere Herausforderung stoßen.
Hinzu kommen diverse Mythen und ungebetene Ratschläge. Versuche, dich davon nicht verunsichern zu lassen. Konzentriere dich ganz auf dein Baby, habe Vertrauen in deinen Körper und lasse dich von deiner Intuition leiten.
Nach und nach werdet ihr euren eigenen Rhythmus finden (der sich aber auch immer wieder verändern darf). Und das Stillen wird tatsächlich zu dem werden, was es ist: die natürlichste Sache der Welt.
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- Regine Gresens (2016) Intuitives Stillen. Kösel-Verlag, München, 1. Auflage.:
- kindergesundheit-info.de: Hilfreiche Tipps für den Stillalltag, abgerufen am 10.11.2022
- gesund-ins-leben.de: Wie oft müssen Säuglinge gestillt werden?, abgerufen am 10.11.2022
- stillkinder.de, abgerufen am 10.11.2022
- familienplanung.de, abgerufen am 10.11.2022
- Frauenärzte im Netz: PROBLEME BEIM STILLEN, abgerufen am 10.11.2022
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