Die meisten Mütter fassen in der Schwangerschaft den Vorsatz, ihr Kind zu stillen. Tatsächlich verlassen auch rund 90 % aller frisch gebackenen Mamas das Krankenhaus mit einem Stillkind.
Doch dann wird es sehr schnell weniger: Am Ende des 4. Monats stillen nur noch rund 40% der Mütter. Zu Beginn des 7. Monats sind es sogar nur noch 13 %.
Deutschland gilt daher lediglich als moderat stillfreundlich. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern belegen wir lediglich Platz 21.
Stillen ist anscheinend bei vielen Müttern out! Doch woran liegt das?
Oft wird der Pulvermilch die Schuld daran gegeben, dass sich viele Mamas gegen das Stillen entschieden. Eine neue Studie scheint das auch zu bestätigen.
Das Wichtigste in Kürze zum Stillrückgang in Deutschland
- Statistiken zeigen, dass in Deutschland – und auch in vielen anderen Ländern – ein deutlicher Stillrückgang zu verzeichnen ist.
- Immer mehr Mütter stillen zu früh ab und verwenden stattdessen Pulvermilch.
- Dieser Trend ist besorgniserregend, da Muttermilch nachweislich zahlreiche gesundheitliche Vorteile für das Baby hat.
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Neue Studie zeigt: Weltweit werden zu wenig Babys gestillt
Erst kürzlich wurde eine neue Lancet-Studie durchgeführt, an der auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beteiligt war.
An diese Empfehlungen halten sich aber längst nicht alle.
Dafür kann es viele Gründe geben. Die aktuelle Studie vermutet das aggressive Marketing der Pulvermilch-Hersteller als eine der Ursachen. Tatsächlich generieren kommerzielle Milchersatzprodukte für Säuglinge einen Umsatz von rund 55 Milliarden im Jahr.
Trotz WHO-Kodex: Viele Hersteller werben für Pulvermilch
Normalerweise gibt es einen WHO-Kodex zur Vermarktung von Säuglingsmilch. Er besagt, dass Pulvermilch nur so beworben werden darf, dass das Stillen weiterhin geschützt bleibt. Dementsprechend ist es verboten, Pre-Milch als besser im Vergleich zum Stillen darzustellen.
- Der Kodex ist jedoch freiwillig und die Hersteller finden immer wieder Schlupflöcher.
- So empfehlen die Hersteller die Säuglingsmilch zum Beispiel für Babys, die oft unruhig sind oder viel weinen.
- Wie die Lancet-Studie zeigt, wirbt ein Hersteller besonders clever: Er betont, dass Kinder siebenmal mehr Vitamin D und dreimal mehr Calcium pro Kilogramm Körpergewicht benötigen als Erwachsene. Weiterhin behauptet er, dass seine Pulvermilch exakt die Bausteine für das Wachstum liefert, die ein Kleinkind braucht.
- Die Hersteller nutzen auch die Angst der Mütter, dass ihr Baby durch das alleinige Stillen nicht satt werden könnte. Aus Furcht vor Mangelerscheinungen greifen die Mütter dann eben doch zur Pulvermilch.
- Natürlich ist auch die Aufmachung der Produkte gut durchdacht. Für jedes Alter gibt es passende Angebote. So wird sichergestellt, dass Mütter und Väter ihrer Marke dann auch lange treu bleiben.
Stillen hat viele Vorteile – für das Baby und die Mama
Der Trend weg vom Stillen hin zur Flaschenmilch ist besorgniserregend.
Denn: Muttermilch macht schlau und hat nachweislich zahlreiche Pluspunkte – und zwar nicht nur für den Säugling, sondern auch für dich als Mama.
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Eine qualifizierte Stillberatung fehlt häufig
Fest steht: Weltweit ist die Stillquote zu niedrig. Dies wird sicher unter anderem durch die Werbung für Pulvermilch beeinflusst.
Aber es gibt noch weitere Gründe:
- Generell herrscht zum Thema Stillen viel Unwissen.
- Die meisten Mütter wissen nicht, dass auch das Stillen erst gelernt werden muss.
- Nicht jede Frau kann es von Anfang an und es ist vollkommen normal, anfangs Probleme zu haben.
Auch ich hatte etliche Schwierigkeiten:
Doch die Unterstützung durch eine erfahrene Hebamme fehlt meistens. Ich habe es selbst im Krankenhaus erlebt, dass jede diensthabende Hebamme andere Tipps hatte – und einige Empfehlungen waren veraltet.
Letztlich war es erst die qualifizierte Stillberaterin, die mir und meiner Tochter weiterhelfen konnte. Zum Glück, denn unsere Stillbeziehung dauerte letztlich zweieinhalb wundervolle Jahre. Doch dieses Glück hat nicht jeder, denn es gibt leider viel zu wenige erfahrene Stillberaterinnen in Deutschland.
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Fazit: Stillen sollte nicht out sein
Die Entscheidung, ob du stillen möchtest oder nicht, ist natürlich individuell. Da kann dir niemand reinreden. Auch mit Flaschennahrung wird dein Kind behütet und gesund aufwachsen.
Möchtest du aber stillen, empfehle ich dir, nicht gleich aufzugeben:
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- Wikipedia: Internationaler Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten, abgerufen am 06.10.2023
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Stillen in Deutschland, abgerufen am 06.10.2023
- The Lancet: Breastfeeding 2023, abgerufen am 06.10.2023
- The Lancet: Marketing of commercial milk formula: a system to capture parents, communities, science, and policy, abgerufen am 06.10.2023
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