Stillen ist gesund – für das Kind ebenso wie für seine Mutter. Das konnte bereits in etlichen Studien gezeigt werden. Nun deutet eine neue Studie darauf hin, dass das Stillen die Intelligenz des Säuglings fördern kann – aber es gibt auch Gegenstimmen.
Generell beschäftigt das Thema Stillen viele Mütter nach der Geburt. Stillprobleme betreffen fast jede dritte frisch gebackene Mama. Zu wenig Schlaf oder die Befürchtung, zu wenig Milch zu produzieren, sind häufige Gründe für ein zu schnelles Abstillen.
Auch ich hatte anfangs mit dem Stillen meine Probleme. Es war extrem schmerzhaft. Doch weil ich wusste, wie groß die Vorteile der Muttermilch für mein Baby sein können, hielt ich durch und unsere Stillbeziehung pendelte sich bald perfekt ein.
Ob mein Kind durch die Muttermilch schlauer ist? Ich weiß es nicht. Ich habe mir die Studie, laut der die Intelligenz des Kindes durch die Muttermilch positiv beeinflusst, für dich aber mal genauer angeschaut.
Das Wichtigste in Kürze: Warum Muttermilch offenbar schlau macht
- Muttermilch enthält in der ersten Phase der Stillzeit viel Myo-Inositol, welches laut einer neuen Studie möglicherweise die Hirnentwicklung fördert.
- Frühere Studien haben ähnliche Zusammenhänge zwischen dem Stillen und der Intelligenz gefunden.
- Es gibt jedoch auch Studien, die keinen klaren Zusammenhang zwischen der Muttermilch und den kognitiven Fähigkeiten feststellen konnten.
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Neueste Studie: Muttermilch wirkt sich positiv auf die Intelligenz aus
- In einer zweiteiligen Studie haben Forscherinnen und Forscher in Massachusetts an der Tufts University untersucht, ob Stillen die Hirnentwicklung beeinflusst.
- Das Ergebnis ist erstaunlich: Anscheinend fördert die Muttermilch die Intelligenz des Babys.
- Im ersten Schritt analysierte das Team die Proben der Muttermilch, die von Frauen aus Shanghai, Cincinnati und Mexiko-Stadt stammten.
- Dabei kam heraus, dass das Zuckermolekül Myo-Inositol in der Muttermilch immer in derselben Konzentration enthalten war – unabhängig von der Ernährung, dem Wohnort und dem Hintergrund der stillenden Mutter.
- Vor allem in den frühen Monaten der Stillphase war die Konzentration des Zuckermoleküls am höchsten.
- Gerade diese Zeit ist es, in welcher die Hirnentwicklung des Kindes in rasantem Tempo abläuft.
- Daher wollte das forschende Team wissen, ob das Zuckermolekül Myo-Inositol die Entwicklung des Hirns fördert.
- Dieser Frage widmete sich der zweite Teil der Studie.
- Das Team züchtete Nervenzellen aus pluripotenten Stammzellen heran, um die Neuronen im Gehirn des Säuglings zu simulieren.
- Tatsächlich schien die Gabe von My-Inositol dass Verknüpfungen zwischen den Neuronen zu fördern.
- Dieses Ergebnis wurde durch Versuche an Mäusen und Ratten gestützt.
- Die Forschenden kamen daher zu dem Schluss, dass das in der Muttermilch enthaltene Myo-Inositol möglicherweise die frühkindliche Hirnentwicklung positiv beeinflusst.
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Ältere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen
- Dies ist nicht die erste Studie, die darauf hindeutet, dass Stillen die Intelligenz eines Babys beeinflusst. Die Forscherinnen und Forscher der McGill University (Montreal) befassten sich beispielsweise in einer Studie mit den IQ-Tests von über 1000 Kindern.
- Dabei kam heraus, dass Kinder, die vorab wenigstens sechs Monate gestillt wurden, signifikant höhere IQ-Werte hatten.. Aber es ist nicht näher untersucht worden, ob nur das Stillen diesen Unterschied beeinflusste oder ob es noch weitere Faktoren dafür gab.
- Interessant ist auch eine Studie aus dem Jahr 2013. Sie kam zu dem Schluss, dass Kinder, die nur oder zusätzlich mit Ersatznahrung ernährt wurden, weniger weiße Gehirnsubstanz entwickelten als Babys, die in den ersten drei Monaten ihres Lebens nichts anderes als Muttermilch bekamen.
- Diesen Effekt konnten US-amerikanische Neurologen an 133 Kindern mit Magnetresonanztomografie (MRT) und Kognitionstests nachweisen. Die Kinder waren zehn Monate bis vier Jahre alt.
- Eine Langzeitstudie aus Brasilien von 2015, die knapp 3500 Teilnehmer hatte, kam ebenfalls zu einem spannenden Ergebnis. In der Studie hatten Menschen, die im gesamten 1. Lebensjahr gestillt wurden, einen höheren IQ.
- Demzufolge könnte das Langzeitstillen die Intelligenz fördern.
Andere Studien – andere Ergebnisse
- Bei manchen Studien konnte aber auch kein Effekt zwischen der Intelligenz eines Kindes und dem Stillen nachgewiesen werden.
- So begleitete eine US-amerikanische, prospektive Langzeitstudie 2014 insgesamt 1773 Geschwisterkinder, die unterschiedliche Nahrung bekamen.
- Die eine Gruppe wurde gestillt, die anderen erhielten Ersatznahrung.
- Anschließend wurde die Entwicklung der Kinder im Alter von vier bis 14 Jahren analysiert.
- Dabei zeigten die gestillten Kinder im kognitiven Bereich keine besseren Leistungen als die nicht gestillten Geschwister.
Fazit: In jedem Fall gilt – Stillen ist gesund
- Die aktuellen Forschungsergebnisse sind nicht nur für stillende Mütter interessant, sondern auch für Mamas, die ihr Baby nicht stillen können oder möchten.
- Sie legen nahe, dass es von Vorteil sein könnte, den Gehalt von Myo-Inositol in Säuglingsnahrung zu erhöhen.
- Doch auch, wenn du dich gegen das Stillen entscheidest, wirst du mit deiner Liebe und Säuglingsnahrung zu einer gesunden Entwicklung deines Kindes beitragen.
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