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Entwicklung des Urvertrauens

Känguruhen – So profitieren Frühchen vom innigen Hautkontakt

Zuletzt aktualisiert

3. Januar 2023

Kategorie

Baby

Känguruhen oder Känguruh-Methode

Nähe und Körperkontakt gehören zu den Grundbedürfnissen eines Neugeborenen. In deinen Armen fühlt sich dein Baby sicher und geborgen. Dicht aneinander gekuschelt wird euer Körper geflutet von Liebeshormonen (u.a. Oxytocin) – der erste Grundstein für die Entwicklung des Urvertrauens wird gelegt.

Doch was, wenn das Kuscheln von Mama (bzw. Papa) und Baby direkt nach der Geburt nicht möglich ist?

Frühgeborene werden nicht selten sofort von den Eltern getrennt, um intensivmedizinisch behandelt zu werden. Für diese Schnellstarter hat sich die Känguru-Methode bewährt. Was es genau damit auf sich hat und warum das Känguruhen so wertvoll für die Kleinsten ist, verraten wir dir in diesem Artikel.

Känguruhen – das Wichtigste in Kürze

Was bedeutet Känguruhen eigentlich?

Bei der Känguru-Methode wird das Baby auf die nackte Brust seiner Mama oder seines Papas gelegt. Das Kind ist dabei nur mit einer Windel bekleidet und wird mit einem Tuch zugedeckt.

Auf diese Weise wird das Kleine durch die Körpertemperatur seiner Eltern gewärmt. Dabei kann das Baby auch wunderbar gestillt werden.

Die Methode hat sich besonders für Frühgeborene bewährt. Auf den meisten Frühchenstationen wird dieser Hautkontakt zwischen Eltern und Kind mittlerweile gefördert. Hierfür steht in der Regel ein bequemer Sessel, ein Liegestuhl oder ein Bett für die Familie bereit.

Vorteile der Känguru-Methode

Kuscheltherapie für Frühchen – so hilft Känguruhen dem Neugeborenen

Frühgeborene werden nach der Geburt häufig von ihren Eltern getrennt, um sie medizinisch zu versorgen. Darum fehlt ihnen der so wichtige Körperkontakt mit Mama und Papa.

Aus diesem Grund hat sich die Känguru-Methode in immer mehr Geburtskliniken zu einem wichtigen Bestandteil der Frühchenbehandlung etabliert. Das Känguruhen bringt erstaunliche Vorteile für die Kleinsten mit sich:

  • Wärme: Mit ihrem Körper wärmen die Eltern das Baby. Es fällt dem jungen Erdenbürger dadurch leichter, seine Körpertemperatur zu halten.
  • Herzschlag und Atmung: Durch die Nähe zu den Eltern, das Fühlen der Atembewegungen und das Hören des Herzschlags, stabilisieren sich Atmung und Herzfrequenz des Neugeborenen.
  • Schlaf: Das Baby fühlt sich sicher und geborgen. Es entwickelt einen ruhigeren Schlaf.
  • Entwicklung der Sinne: Der großflächige Hautkontakt schärft den Tastsinn des Kindes. Durch die Bewegung der Eltern bildet sich der Gleichgewichtssinn aus.
  • Neurologische Entwicklung: Studien zufolge verbessern sich durch das Känguruhen die kognitive Entwicklung und Konzentrationsfähigkeit des Kindes.
  • Stillen: Durch den Hautkontakt und die Hormonausschüttung wird die Milchbildung der Mutter angeregt. Die Känguru-Methode sorgt dafür, dass die Babys häufiger gestillt werden und schneller an Gewicht zunehmen.

Warum Kuscheln wichtig ist – auch für die Eltern

Wie du siehst, unterstützt der Haut-zu-Haut-Kontakt die Entwicklung des Babys auf vielfältige Weise. Doch auch den Eltern tut die Kuscheltherapie gut:

  • Eltern-Kind-Bindung: Durch den Hautkontakt kommt es zur Ausschüttung des Liebeshormons Oxytocin. Dies fördert die Bindung zwischen Mutter und Kind. Auch Papas genießen die Nähe zu ihrem Baby und bauen durch das Känguruhen eine besonders enge Bindung auf.
  • Gebraucht werden: Auf der Frühchenstation liegen die Kleinen oft im Inkubator, angeschlossen an Geräte und Schläuche. Der Start ins Leben verläuft so ganz anders als erhofft. Dies sorgt bei den Eltern nicht selten für Hilflosigkeit. Das Känguruhen gibt ihnen das Gefühl, etwas für ihr Kind tun zu können. Sie können ihm etwas ganz Grundlegendes geben: Liebe, Wärme und Nähe.
  • Schuldgefühle: Das Gefühl des Gebrauchtwerdens hilft frischgebackenen Mamas und Papas zudem, mit etwaigen Schuldgefühlen umzugehen, nachdem die Geburt anders verlaufen ist als geplant.

Häufige Fragen rund um die Känguru-Methode

Känguruhen Papa und Baby

Ab wann ist Känguruhen empfehlenswert?

Der genaue Zeitpunkt, an dem mit dem Känguruhen begonnen wird, muss individuell entschieden werden. Grundsätzlich gilt: so früh wie möglich. Sobald das Kleine stabil genug ist, kann es von der Nähe zu seinen Eltern profitieren.

Wie lange dauert das Känguruhen?

Die Dauer des Känguruhens hängt vor allem vom Gesundheitszustand des Kindes ab. Spricht medizinisch nichts dagegen, dann darfst du möglichst lange mit deinem Liebling kuscheln. Mindestens eine Stunde ist empfehlenswert, damit Mama, Papa und Kind dabei richtig zur Ruhe kommen. Schließlich sind zu häufige Lagewechsel für das Frühchen anstrengend.

Eignet sich die Känguru-Methode auch für reifgeborene Babys?

Känguruhen hat wunderbare Auswirkungen auf die Entwicklung von Frühchen. Aber natürlich profitieren alle Babys von der Nähe zu ihren Eltern. Als besonders wertvoll gilt die goldene erste Stunde nach der Entbindung.

In dieser Zeit werden Mama und Kind von den Hormonen der Geburt durchflutet und sind besonders empfänglich für die Signale des anderen. Beim Kuscheln lernt das Neugeborene den Duft seiner Mutter kennen und erkennt die Stimmen seiner Eltern wieder.

Die vorsichtigen ersten Berührungen, das enge Aneinanderschmiegen und neugierige Betrachten – dies ist der Beginn einer tiefen Verbindung zwischen Eltern und Kind. Zudem wird der Stillbeginn durch den Hautkontakt erleichtert.

Kuscheln ist die beste Medizin

Die Känguru-Methode entstand einst aus einer Notsituation: In einem Krankenhaus in Kolumbien war die Frühchenstation in den 1970er-Jahren extrem überbelegt. Bis zu drei Babys mussten sich einen Inkubator teilen und es kam zu ständigen Infektionen und Sterbefällen.

Die Ärzte suchten eine andere Wärmequelle für die Babys und hatten die rettende Idee, die Frühgeborenen auf dem Körper ihrer Mutter zu wärmen.

Heute sind die Vorteile weltweit bekannt und die Känguru-Methode hat schon viele Frühgeborene bei ihrem Start ins Leben unterstützt.

Übrigens kannst du das Känguruhen auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus noch fortführen.

Genieße die Kuschelstunden mit deinem Baby auf dem heimischen Sofa oder packe dein Kleines eng an dich gekuschelt in die Trage. Schließlich gibt es für dein Kind keinen sichereren Ort auf dieser Welt als in deinen wärmenden Armen.


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interessante Artikel auf ElternKindTipps:

  • Stiefel A, Brendel K, & Bauer N (2020) Hebammenkunde. Thieme, Stuttgart, 6. Auflage
  • Harder U (2014) Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause. Hippokrates, Stuttgart, 4. Auflage
  • Lang C (2009) Bonding: Bindung fördern in der Geburtshilfe. Elsevier, Urban & Fischer München, 1. Auflag
  • Bürger S (2020) Wenn das Leben intensiv beginnt. BoD, Noderstedt, 2. Auflage
  • Charpak N, et al. (2017) Twenty-year follow-up of kangaroo mother care versus traditional care. Pediatrics 139(1)
  • WHO (2003): Kangaroo Mother Care – Anleitung für die Praxis., abgerufen am 03.01.2023
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2016): Känguru-Methode., abgerufen am 03.01.2023
  • Spektrum der Wissenschaft (2022): Haut an Haut für den perfekten Start ins Leben., abgerufen am 03.01.2023
  • WWF Österreich: Die Kängurus – Australiens Maskottchen., abgerufen am 03.01.2023

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