Nähe und Körperkontakt gehören zu den Grundbedürfnissen eines Neugeborenen. In deinen Armen fühlt sich dein Baby sicher und geborgen. Dicht aneinander gekuschelt wird euer Körper geflutet von Liebeshormonen (u.a. Oxytocin) – der erste Grundstein für die Entwicklung des Urvertrauens wird gelegt.
Doch was, wenn das Kuscheln von Mama (bzw. Papa) und Baby direkt nach der Geburt nicht möglich ist?
Frühgeborene werden nicht selten sofort von den Eltern getrennt, um intensivmedizinisch behandelt zu werden. Für diese Schnellstarter hat sich die Känguru-Methode bewährt. Was es genau damit auf sich hat und warum das Känguruhen so wertvoll für die Kleinsten ist, verraten wir dir in diesem Artikel.
Känguruhen – das Wichtigste in Kürze
- Beim Känguruhen tankt das Neugeborene Wärme und Geborgenheit.
- Die Kuscheltherapie für Frühchen bringt jede Menge Vorteile für die Gesundheit und Entwicklung des Babys mit sich.
- Auch die Eltern profitieren von dem innigen Haut-zu-Haut-Kontakt.
- Ursprünglich stammt die Methode aus Kolumbien. Mittlerweile wurde schon unzähligen Babys auf der ganzen Welt durch das Känguruhen der Start ins Leben erleichtert.
Was bedeutet Känguruhen eigentlich?
Bei der Känguru-Methode wird das Baby auf die nackte Brust seiner Mama oder seines Papas gelegt. Das Kind ist dabei nur mit einer Windel bekleidet und wird mit einem Tuch zugedeckt.
Auf diese Weise wird das Kleine durch die Körpertemperatur seiner Eltern gewärmt. Dabei kann das Baby auch wunderbar gestillt werden.
Die Methode hat sich besonders für Frühgeborene bewährt. Auf den meisten Frühchenstationen wird dieser Hautkontakt zwischen Eltern und Kind mittlerweile gefördert. Hierfür steht in der Regel ein bequemer Sessel, ein Liegestuhl oder ein Bett für die Familie bereit.
Kleiner Exkurs in die Tierwelt
Woher stammt der Begriff Känguruhen (auf Englisch: Kangaroo Care oder Kangaroo Mother Care) eigentlich? Schauen wir einmal, wie die australischen Beuteltiere ihre Jungen großziehen:
- Kängurus kommen nach einer sehr kurzen Tragzeit völlig hilflos und unterentwickelt auf die Welt. Man kann die Winzlinge demnach als extreme Frühgeburt bezeichnen.
- Das nur wenige Zentimeter große Jungtier begibt sich nach der Geburt in den schützenden Beutel seiner Mama.
- Im warmen Beutel saugt es sich an der Zitze fest und lässt diese die kommenden zwei bis drei Monate nicht los.
- Nach einiger Zeit verlässt es den Beutel dann zum ersten Mal, kehrt aber immer wieder dahin zurück. Mit etwa acht Monaten ist das Jungtier schließlich zu groß für Mamas Beutel und bereit, in die Welt hinauszuspringen.
- Wie die jungen Kängurus profitieren auch zu früh geborene Menschenkinder vom engen Kontakt mit ihren Eltern.
Vorteile der Känguru-Methode
Kuscheltherapie für Frühchen – so hilft Känguruhen dem Neugeborenen
Frühgeborene werden nach der Geburt häufig von ihren Eltern getrennt, um sie medizinisch zu versorgen. Darum fehlt ihnen der so wichtige Körperkontakt mit Mama und Papa.
Aus diesem Grund hat sich die Känguru-Methode in immer mehr Geburtskliniken zu einem wichtigen Bestandteil der Frühchenbehandlung etabliert. Das Känguruhen bringt erstaunliche Vorteile für die Kleinsten mit sich:
Warum Kuscheln wichtig ist – auch für die Eltern
Wie du siehst, unterstützt der Haut-zu-Haut-Kontakt die Entwicklung des Babys auf vielfältige Weise. Doch auch den Eltern tut die Kuscheltherapie gut:
Häufige Fragen rund um die Känguru-Methode
Ab wann ist Känguruhen empfehlenswert?
Der genaue Zeitpunkt, an dem mit dem Känguruhen begonnen wird, muss individuell entschieden werden. Grundsätzlich gilt: so früh wie möglich. Sobald das Kleine stabil genug ist, kann es von der Nähe zu seinen Eltern profitieren.
Wie lange dauert das Känguruhen?
Die Dauer des Känguruhens hängt vor allem vom Gesundheitszustand des Kindes ab. Spricht medizinisch nichts dagegen, dann darfst du möglichst lange mit deinem Liebling kuscheln. Mindestens eine Stunde ist empfehlenswert, damit Mama, Papa und Kind dabei richtig zur Ruhe kommen. Schließlich sind zu häufige Lagewechsel für das Frühchen anstrengend.
Eignet sich die Känguru-Methode auch für reifgeborene Babys?
Känguruhen hat wunderbare Auswirkungen auf die Entwicklung von Frühchen. Aber natürlich profitieren alle Babys von der Nähe zu ihren Eltern. Als besonders wertvoll gilt die goldene erste Stunde nach der Entbindung.
In dieser Zeit werden Mama und Kind von den Hormonen der Geburt durchflutet und sind besonders empfänglich für die Signale des anderen. Beim Kuscheln lernt das Neugeborene den Duft seiner Mutter kennen und erkennt die Stimmen seiner Eltern wieder.
Die vorsichtigen ersten Berührungen, das enge Aneinanderschmiegen und neugierige Betrachten – dies ist der Beginn einer tiefen Verbindung zwischen Eltern und Kind. Zudem wird der Stillbeginn durch den Hautkontakt erleichtert.
Kuscheln ist die beste Medizin
Die Känguru-Methode entstand einst aus einer Notsituation: In einem Krankenhaus in Kolumbien war die Frühchenstation in den 1970er-Jahren extrem überbelegt. Bis zu drei Babys mussten sich einen Inkubator teilen und es kam zu ständigen Infektionen und Sterbefällen.
Die Ärzte suchten eine andere Wärmequelle für die Babys und hatten die rettende Idee, die Frühgeborenen auf dem Körper ihrer Mutter zu wärmen.
Heute sind die Vorteile weltweit bekannt und die Känguru-Methode hat schon viele Frühgeborene bei ihrem Start ins Leben unterstützt.
Übrigens kannst du das Känguruhen auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus noch fortführen.
Genieße die Kuschelstunden mit deinem Baby auf dem heimischen Sofa oder packe dein Kleines eng an dich gekuschelt in die Trage. Schließlich gibt es für dein Kind keinen sichereren Ort auf dieser Welt als in deinen wärmenden Armen.
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- Stiefel A, Brendel K, & Bauer N (2020) Hebammenkunde. Thieme, Stuttgart, 6. Auflage
- Harder U (2014) Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause. Hippokrates, Stuttgart, 4. Auflage
- Lang C (2009) Bonding: Bindung fördern in der Geburtshilfe. Elsevier, Urban & Fischer München, 1. Auflag
- Bürger S (2020) Wenn das Leben intensiv beginnt. BoD, Noderstedt, 2. Auflage
- Charpak N, et al. (2017) Twenty-year follow-up of kangaroo mother care versus traditional care. Pediatrics 139(1)
- WHO (2003): Kangaroo Mother Care – Anleitung für die Praxis., abgerufen am 03.01.2023
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2016): Känguru-Methode., abgerufen am 03.01.2023
- Spektrum der Wissenschaft (2022): Haut an Haut für den perfekten Start ins Leben., abgerufen am 03.01.2023
- WWF Österreich: Die Kängurus – Australiens Maskottchen., abgerufen am 03.01.2023
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