Für viele Mamas gibt es kaum etwas Innigeres, als ihr Baby zu stillen. Es fühlt sich einfach kuschelig, vertraut, ja magisch an. Auch für das Kind ist das Trinken an der Brust viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Mamas Brust spendet Geborgenheit, Wärme und Liebe.
Und doch kommt irgendwann der Moment, an dem diese Stillbeziehung zu Ende geht. Das geschieht gewöhnlich nicht von heute auf morgen. Im Idealfall ermöglichst du deinem Kind ein sanftes Abstillen, sodass der Abschied von der Brust nicht allzu schwerfällt.
Wie du dabei am besten vorgehst und wann der richtige Zeitpunkt für das Abstillen gekommen ist, erfährst du in diesem Artikel.
Sanftes Abstillen: Das Wichtigste in Kürze
- Manchmal ist ein sehr schnelles Entwöhnen von der Brust notwendig. Angenehmer für Mama und Baby ist in der Regel aber ein allmähliches, sanftes Abstillen.
- Du alleine darfst bestimmen, wie lange du dein Kind stillen möchtest.
- Ablenken, die Brust „verstecken“, Kompromisse finden – je nach Alter deines Kindes gibt es jede Menge Möglichkeiten, den Abstillprozess auf liebevolle Weise zu unterstützen.
- Setze dich nicht unter Druck. Gib dir und deinem Baby Zeit, eure Stillbeziehung langsam und sanft zu beenden.
Das Baby abstillen – sanft oder abrupt
Der Abstillprozess kann so individuell sein wie die gesamte Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind. Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Arten des Abstillens:
1. Natürliches Abstillen
In diesem Fall bestimmt das Baby, wie lange es gestillt werden möchte. Mit zunehmendem Alter wird es allmählich immer weniger trinken und irgendwann gar nicht mehr an die Brust wollen.
Bis es so weit ist, können aber viele Monate bis einige Jahre vergehen.
Während das eine Baby vielleicht mit 10 Monaten nicht mehr an Mamas Brust möchte, kommt der Zeitpunkt bei einem anderen Kind erst mit drei Jahren oder noch später.
2. Allmähliches Abstillen
Auch hier ist das Abstillen ein längerer Prozess. Der Zeitpunkt wird aber nicht allein vom Baby bestimmt, sondern die Mutter unterstützt das Abstillen auf unterschiedliche Weise.
Sie kann beispielsweise Stillmahlzeiten nach und nach durch Beikost ersetzen und dem Kind die Brust nicht mehr von sich aus anbieten.
3. Abruptes Abstillen
Manchmal ist es notwendig, die Stillbeziehung sehr plötzlich zu beenden. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn die Mutter erkrankt und Medikamente nehmen muss, die eine Gefahr für den Säugling darstellen.
Sanft abstillen – Das sind die Vorteile
Wie gesagt, manchmal bleibt keine andere Möglichkeit, als das Baby innerhalb weniger Tage von der Brust zu entwöhnen. Das sanfte Abstillen bringt aber einige Vorteile für dich und dein Kind mit sich:
- Sanfter Prozess: Stillst du dein Kind über einen längeren Zeitraum nach und nach ab, so wird ihm die Umstellung nicht so schwerfallen. Schließlich geht es beim Stillen nicht nur um Nahrung, sondern auch um Trost und Nähe.
- Langsam verringerte Milchproduktion: Indem du dein Kind ganz allmählich abstillst, gibst du deinen Brüsten die Zeit, sich an den verringerten Bedarf anzupassen. Die Produktion der Muttermilch wird auf natürliche Weise reduziert. Bei einem schnellen Abstillen besteht hingegen ein erhöhtes Risiko für Milchstaus und Brustentzündungen.
- Insgesamt längere Stillzeit: Je mehr Zeit du dir für das Abstillen nimmst, desto länger darf dein Baby an der Brust trinken. Dabei gilt: Mit jedem Tropfen Muttermilch tust du seiner Gesundheit etwas Gutes.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein sanftes Abstillen?
Gleich vorneweg: Den einen richtigen Moment für das Abstillen gibt es nicht.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Babys in den ersten sechs Monaten ihres Lebens ausschließlich zu stillen.
Etwa mit einem halben Jahr findet die Einführung der Beikost statt. Das bedeutet aber nicht, dass du deinen Sprössling nun abstillen musst. Laut der WHO ist es sinnvoll, Kinder zusätzlich zur festen Nahrung bis zu einem Alter von zwei Jahren oder länger weiterzustillen.
Lasse dich bei deiner Entscheidung, wie lange du die Brust geben möchtest, nicht von anderen Personen verunsichern. Du darfst so lange stillen, wie es sich für dich und dein Baby richtig anfühlt.
Meine Abstill-Erfahrung
Abstillen war für mich und meine Tochter lange kein Thema. Warum auch? Unsere Stillbeziehung war nach anfänglichen kleineren Herausforderungen absolut unkompliziert und (abgesehen von gelegentlichem Beißen und Zwicken in die Brustwarze) einfach schön.
Als freischaffende Texterin habe ich zudem das Glück, von zu Hause aus arbeiten zu können, was das Stillen zusätzlich erleichterte. So ließ ich es einfach weiterlaufen und hatte die Vorstellung, dass meine Tochter sich irgendwann sicherlich von alleine abstillen würde.
Hatte ich anfangs vor, mindestens ein Jahr lang stillen zu wollen, war auch mit ihrem zweiten Geburtstag kein Ende in Sicht. Allerdings wurden die Stillmahlzeiten allmählich immer weniger. Irgendwann trank sie tagsüber gar nicht mehr an der Brust und wollte ihre „Chichi“, wie sie den Busen auf Spanisch liebevoll nennt, nur noch zum Einschlafen. Und gelegentlich als Trostspender, wenn sie sich wehgetan hatte.
Schließlich stand ihr vierter Geburtstag vor der Tür. Für mich war sie nun eindeutig alt genug, sich von ihrer „Chichi“ zu verabschieden. Ich teilte ihr mit, dass wir noch zwei Wochen weiterstillen und dann damit aufhören werden. Sie verstand, dass sie nun ein großes Mädchen war und dass die „Chichi“ nun zu müde war, um weiter Milch zu produzieren.
Dennoch blieben die ein oder anderen Tränen nicht aus, als dann tatsächlich der Tag gekommen war. Zwei, drei Nächte lang gab es beim Einschlafen Protest und wütende Worte. Danach hatte sie sich glücklicherweise an die neue Situation gewöhnt. Anstelle des Stillens kuscheln wir nun zum Einschlafen.
Abstillen auf die sanfte Art – So gehst du vor
Wie du siehst, kann es sehr lange dauern, bis sich ein Kind auf natürliche Weise von alleine abstillt. Es gibt einige Möglichkeiten, wie du diesen Prozess liebevoll unterstützen und beschleunigen kannst.
- Kein aktives Anbieten der Brust: Frage dein Kind nicht mehr, ob es an die Brust möchte. Lasse es aber trinken, wenn es danach fragt. Um die „Versuchung“ zu verringern, hilft es, möglichst hochgeschlossene Kleidung zu tragen und die Brüste somit zu verstecken.
- Sorge für Ablenkung: Dein Schatz fragt nach der Brust, aber du möchtest gerade nicht stillen? Dann kannst du versuchen, ihn abzulenken. Biete einen leckeren Snack an oder schlage ein lustiges Spiel vor.
- Kindgerecht erklären und Kompromisse finden: Hat dein Kind ein gewisses Alter erreicht, kannst du ihm verständlich machen, warum du nicht mehr (so oft) stillen möchtest. Vielleicht könnt ihr vereinbaren, dass ihr nur noch zu einer bestimmten Zeit des Tages oder nur noch zu Hause stillt.
- Lasse deinen Partner die Abendroutine übernehmen: Möchte dein Schatz die Brust vor allem zum Einschlafen? Manchmal funktioniert es, wenn der Papa das Kind ins Bett bringt.
- Der Tipp mit dem Nachtlicht: Möchtest du nachts sanft abstillen? Dann stelle ein Nachtlicht neben dein Bett. Deinem Kind erklärst du, dass nicht gestillt wird, wenn das Licht brennt. Sobald das Licht aus ist, darf es wieder an die Brust. Mit jeder Nacht verlängerst du nun die Zeit, in der die Lampe an ist. Hierdurch wird die nächtliche Stillzeit allmählich immer kürzer. Kinder ab etwa einem Jahr sind in der Lage, diese neue Regel zu verstehen. Denke aber daran: Vor allem das Abstillen in der Nacht ist für viele Kinder nicht einfach und du wirst etwas Geduld benötigen.
- Die Gordon-Methode: Wie du dein Baby ganz sanft innerhalb von zehn Nächten abstillen kannst, erklären wir dir im Artikel „Nachts abstillen nach Gordon“.
- Viel Kuscheln: Wie gesagt, ist das Stillen so viel mehr als nur Ernährung. Erfülle das Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit durch ausgedehnte Kuscheleinheiten mit deinem Liebling.
Ein sanftes Ende der Stillbeziehung
Lasse dir und deinem Baby Zeit. Je langsamer du beim Abstillen vorgehst, desto leichter wird euch die Umstellung fallen – sowohl körperlich als auch seelisch. Nach und nach wirst du feststellen, dass die Stillmahlzeiten immer seltener werden. Deine Milchproduktion wird ganz von alleine weniger.
Irgendwann fällt dir vielleicht auf, dass dein Kind nun schon einen ganzen Tag nicht mehr an der Brust war. Womöglich kannst du dich gar nicht an eure letzte Stillmahlzeit erinnern. Zumindest war dir dabei noch nicht klar, dass es das letzte Mal sein würde.
Ich wünsche dir einen solch sanften und liebevollen Abschied von eurer Stillbeziehung. Habe Geduld mit dir und deinem Kind und schenkt euch durch ganz viel Kuscheln die Körpernähe, die ihr beide braucht.
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- Babyphone Test: Die Top 15 von Stiftung Warentest & Öko-Test
- Gresens R (2016) Intuitives Stillen. Kösel-Verlag, München, 1. Auflage.
- World Health Organisation (WHO): Breastfeeding, abgerufen am 08.03.2023
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Abstillen – Abschied vom Stillen, abgerufen am 08.03.2023
- Still-Lexikon. Nachts abstillen: Eine bindungsorientierte Vorgehensweise., abgerufen am 08.03.2023
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