Es ist zwei Uhr nachts und das Baby will schon wieder an die Brust? Dabei ist es doch erst vor einer knappen Stunde nuckelnd eingeschlafen.
Das nächtliche Stillen kann mit der Zeit für die Mama ganz schön kräftezehrend sein. Ich kenne es nur zu gut aus eigener Erfahrung. Auch meine Tochter hatte Phasen, in denen sie stündlich oder gar halbstündlich wach wurde und an die Brust wollte.
Kein Wunder, dass viele Mütter irgendwann mit dem Gedanken spielen, nachts abzustillen. Doch wie gehst du dabei möglichst bedürfnisorientiert vor?
Einen guten Wegweiser ist das 10-Nächte-Schlafprogramm nach Dr. Jay Gordon. Was es damit auf sich hat und worauf du für einen möglichst sanften Abschied von der Brust achten solltest, erfährst du in diesem Artikel.
Nachts abstillen nach Gordon: das Wichtigste in Kürze
- Endlich durchschlafen – nächtliches Abstillen kann (muss aber nicht) helfen, die Schlafphasen des Babys zu verlängern
- Babys werden nachts aus verschiedenen Gründen wach. Hierzu zählen Hunger, Durst und das Bedürfnis nach Sicherheit.
- Das 10-Nächte-Programm nach Dr. Jay Gordon entwöhnt dein Baby schrittweise von der Brust.
- Nächte 1 bis 3: Du beruhigst dein Kind durch sanftes Zureden, Berührungen, Hochnehmen und Stillen. Allerdings solltest du es wach wieder hinlegen.
- Nächte 4 bis 6: Du beruhigst dein Kind durch sanftes Zureden, Berührungen und Hochnehmen. Achte wieder darauf, es wach hinzulegen. Gestillt wird ab jetzt nicht mehr.
- Nächte 7 bis 10: Du beruhigst dein Kind durch sanftes Zureden und Berührungen. Ab jetzt gilt: kein Stillen und kein Hochnehmen.
- Wichtig: Tränen werden auch bei dieser Methode nicht ausbleiben. Du solltest von deiner Entscheidung, in der Nacht abzustillen, überzeugt sein und jede Menge Geduld für deinen Sprössling aufbringen.
Warum werden Stillbabys nachts so oft wach?
Dass Babys nachts wach werden, ist ganz normal. Bei Neugeborenen ist der Magen noch so klein, dass die Stillmahlzeiten am Tag einfach nicht ausreichen und sie auch nachts Hunger bekommen.
Auch dauert es Monate, bis Babys einen einigermaßen regelmäßigen Schlafrhythmus entwickeln. Wie alle Menschen werden sie dabei dennoch immer wieder wach. Auch du als erwachsener Mensch wechselst in der Nacht zwischen tiefen Schlafphasen und kurzen Wachphasen, wobei du das oftmals gar nicht bemerkst.
Erwachsene finden gewöhnlich schnell von alleine wieder in den Schlaf. Bei Babys und Kleinkindern ist dies meist anders. Sie benötigen Hilfe, um wieder ins Land der Träume zu gelangen. Mamas Brust ist dabei besonders hilfreich. Spendet sie doch neben leckerer Muttermilch auch Wärme und das Gefühl, in Sicherheit zu sein.
Was versteht man unter „Abstillen nach Gordon“?
Du möchtest dein Baby nachts abstillen, aber „schreien lassen“ ist dabei keine Option für dich? Dann kann das Schlafprogramm des amerikanischen Arztes Dr. Jay Gordon eine gute Möglichkeit für deine kleine Familie sein.
Es handelt sich hierbei um eine bedürfnisorientierte Vorgehensweise, bei der das Kleine Schritt für Schritt von der Brust entwöhnt wird.
Nachts abstillen – das sind die Voraussetzungen
Folgende Voraussetzungen sollten für das nächtliche Abstillen gegeben sein:
- Dein Kind ist mindestens ein Jahr alt: Jüngere Säuglinge benötigen nachts eventuell noch Nahrung, um richtig satt zu werden.
- Deinem Sprössling geht es gut: Das Abstillen in der Nacht solltest du in schwierigen Phasen (beispielsweise, wenn dein Baby krank ist, zahnt oder einen Wachstumsschub durchmacht) lieber verschieben.
- Du bist absolut überzeugt von deinem Abstillwunsch: Nur so kannst du deine innere Haltung auf dein Kind übertragen. Fühlt sich das Abstillen falsch an, dann warte einfach noch ein paar Monate damit.
Nachts abstillen nach Gordon – das 10-Nächte-Programm
Als Erstes wählst du einen Zeitraum von sieben Stunden in der Nacht, in dem du dein Kind nicht mehr stillen möchtest.
Beispielsweise von 22 Uhr abends bis 5 Uhr morgens.
Außerhalb dieses Zeitraums bleibt alles beim Alten. Das heißt, tagsüber bekommt dein Kind weiterhin die Brust und du darfst es abends auch zum Einschlafen stillen. Auch darf es weiter im Familienbett schlafen, sofern dies bisher der Fall war.
Die Nächte 1 bis 3
Wacht dein Baby nun innerhalb dieses Zeitraums von sieben Stunden auf, versuchst du es zu beruhigen. Du kannst es streicheln, umarmen und hochnehmen.
Auch darfst du dein Kleines in den ersten drei Nächten noch stillen. Allerdings sollte es dabei nicht an der Brust einschlafen. Du legst es also wach wieder hin.
Das wird mit großer Wahrscheinlichkeit auf Gegenwehr stoßen. Es ist ganz normal, wenn dein Kind wütend und verständnislos reagiert. Auch Tränen bleiben vermutlich nicht aus. Sei für deinen Schatz da, umarme ihn, summe ein Lied und kuschelt zusammen, bis er schließlich wieder in den Schlaf findet.
Die Nächte 4 bis 6
Auch in diesen drei Nächten reagierst du einfühlsam, wenn dein Kind aufwacht. Schenke ihm Körpernähe und zärtliche Berührungen.
Du darfst es zum Beruhigen wieder hochnehmen – allerdings wird ab jetzt innerhalb der sieben Stunden nicht mehr gestillt.
Die Nächte 7 bis 10
Ab Nacht 7 gehst du noch einen Schritt weiter: Dein Baby wird in dem 7-Stunden-Zeitraum nicht mehr gestillt und du nimmst es auch nicht mehr hoch.
Lege dich zu ihm, sprich mit ihm und hilf ihm, durch deine Nähe wieder einzuschlafen.
Wie es danach weitergeht
Durch dieses sanfte Schlafprogramm wird dein Baby lernen, ohne das Nuckeln an der Brust in den Schlaf zu finden. Nach und nach wird es immer weniger Hilfe deinerseits benötigen.
Auch werden die Wachphasen in der Nacht immer weniger und irgendwann schafft es dein Kind hoffentlich, die sieben Stunden durchzuschlafen.
Ein liebevoller Weg zu stillfreien Nächten
Das nächtliche Abstillen nach Gordon unterscheidet sich von anderen Schlaftrainings dadurch, dass das Baby zu keiner Zeit alleine gelassen wird. Auch findet der Abschied von der Brust ganz allmählich statt, sodass dein Kind schonend an die neue Situation gewöhnt wird.
Dennoch wird es auch bei der Gordon-Methode nicht ganz ohne Tränen gehen. Es ist ganz normal, wenn dein Liebling protestiert und wütend wird. Sei einfach für deinen Schatz da, zeige Empathie und habe Geduld.
Solltest du während des Abstillprogramms merken, dass es sich für dich falsch anfühlt, dann darfst du es einfach abbrechen. Warte dann lieber noch einige Zeit, bis du dir sicher bist, was deinen Abstillwunsch angeht.
Dabei gilt: Höre auf dein Gefühl. Lasse dich nicht von Außenstehenden unter Druck setzen. Du darfst dein Kind so lange stillen, wie du möchtest.
Lesetipp:
Sanftes Abstillen – Für ein liebevolles Ende der Stillbeziehung
Für viele Mamas gibt es kaum etwas Innigeres, als ihr Baby zu stillen. Es fühlt sich einfach kuschelig, vertraut, ja magisch an. Auch für das Kind ist das Trinken an der Brust viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Mamas Brust spendet Geborgenheit, Wärme und Liebe. Und doch kommt irgendwann der Moment, […]
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- Gordon Jay: Night Weaning, abgerufen am 08.03.2023
- stillkinder.de: Das 10-Nächte-Programm für besseres Schlafen im Familienbett., abgerufen am 08.03.2023
- gewuenschtestes-wunschkind.de: Nächtliches Dauerstillen – Abstillen während der Nacht., abgerufen am 08.03.2023
- still-hilfe.de: Nachts abstillen nach Gordon – Wie geht das?, abgerufen am 08.03.2023
- Remo L (2009) Babyjahre. Piper Verlag, München, 19. Auflage.
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