Frische Luft und viel Bewegung. Wenn dein Kind einen Waldkindergarten besucht, wird es diese beiden wichtigen Elemente im Kindergartenalltag immer wieder erleben. In einer Waldkita verbringen die Kinder, wie der Name schon sagt, ihre Kindergartenzeit im Wald.
Doch wie genau sieht der Alltag in einem Waldkindergarten aus?
Und welche Vor- und Nachteile hat der Besuch eines Waldkindergartens?
Der Waldkindergarten: Vor- und Nachteile im Überblick
Nachteile:
Der Waldkindergarten: Eine skandinavische Erfindung
In den 1950er Jahren lebte in Dänemark eine Mutter namens Ella Flatau. Sie verbrachte ihren Alltag mit ihren vier Kindern zunächst gerne im Wald und nahm immer öfter auch Nachbarskinder mit.
Schließlich wollten immer mehr Eltern, dass ihre Kinder im Wald betreut werden und so war er geboren: der erste Waldkindergarten.
In Skandinavien verbreitete sich die Idee sehr schnell und es entstanden immer mehr Waldkitas. In Deutschland wurde der erste Waldkindergarten im Jahr 1968 in Wiesbaden gegründet. Damals noch ohne Genehmigung und in privater Trägerschaft.
Erst in den 1990er Jahren wurde die erste Genehmigung für eine öffentliche Waldkita erteilt. Heute gibt es in Deutschland über 2000 Waldkindergärten.
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Das Konzept hinter einem Waldkindergarten
Im Mittelpunkt des pädagogischen Konzepts steht natürlich der Wald.
Ein Waldkindergarten betreut in der Regel Kinder ab zwei Jahren bis zum Eintritt in die Grundschule.
Die Inhalte ähneln denen einer klassischen Kita, aber eben mitten in der Natur.
Pädagogische Schwerpunkte in der Waldkita
Spielmaterialien der Natur
Zu diesem Zweck stehen Werkzeuge und natürliche Spielmaterialien wie
- Becherlupen
- Seile
- Handsägen
- Tücher
- Stifte
- Papier
- Bestimmungsbücher
zur Verfügung.
Für besondere Aktionen bringen die ErzieherInnen auch Materialien wie Knetmasse oder Bastelmaterial mit.
Natürlich bereitet die Waldkita dein Kind auch auf die Grundschulzeit vor.
Die Vorschule findet wie im normalen Kindergarten im letzten Kita-Jahr statt, nur eben draußen.
Denn auch im Wald können Zahlen und Buchstaben entdeckt und verinnerlicht werden und natürlich gehören Stift und Papier zur Grundausstattung.
Wie viele Tannenzapfen liegen hier auf dem Boden und mit welchem Buchstaben fängt die Fichte an?
Förderung der Kreativität und Sprache
Sie erfinden selbst Rollenspiele, Gruppenspiele oder Spiele mit Naturmaterialien. Dies erfordert viel Kommunikation zwischen den Kindern und fördert die Sprachkompetenz.
Auseinandersetzung mit der Natur
Die Kinder in der Waldkita kennen nicht nur die Jahreszeiten, sondern erleben sie täglich durch den langen Aufenthalt im Freien. Dadurch ist die Naturverbundenheit und das Wissen über die Natur und ihre Kreisläufe sehr hoch.
Förderung des Umweltbewusstseins
Im Kindergartenalltag steht der Umgang mit der Natur automatisch immer wieder im Fokus.
Sie kennen alle wichtigen Waldregeln und achten auf diese dann auch in privaten Situationen.
Förderung der Eigenverantwortlichkeit
Der Rucksack, die Handschuhe und das Sitzkissen. Jedes Kind wird daran gewöhnt, sich selbst um seine Ausrüstung zu kümmern und den Überblick zu behalten.
Gesundheitsförderung
Der Waldkindergarten unterstützt somit automatisch die gesundheitliche Entwicklung der Kinder. Durch viel Bewegung wird auch dem Thema Übergewicht vorgebeugt und die Kinder entwickeln meist eine sehr gute Ausdauer, Grob- und Feinmotorik.
Deshalb ist der Krankenstand unter den Kindern tatsächlich geringer als in einer Kita mit Wänden.
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Gefahren im Wald: An alles gedacht
„Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung.“ Nach diesem Motto verbringen die Kinder tatsächlich fast das ganze Jahr ihren Alltag im Freien. Nur in Gefahrensituationen gibt es einen Unterschlupf in Form einer Schutzhütte oder eines Bauwagens.
Bei starkem Sturm, Gewitter, extremen Minustemperaturen oder zu hoher Schneelast kann sich die Waldgruppe zurückziehen und dort die Zeit verbringen. Diese Unterkunft muss beheizbar sein und sich in zumutbarer Nähe befinden.
Alle diese Gefahren und der Umgang mit ihnen werden den Kindern vermittelt.
Durch die gute motorische Entwicklung der Kinder kommt es auch seltener zu Unfällen und Stürzen als in einer Regelkita. Übung macht schließlich den Meister und wer gut klettern kann, ist sicherer im Bewegungsablauf.
Das Waldgelände wird täglich durch Sichtkontrollen auf Sicherheit überprüft.
Herabhängende Äste, Giftpilze, ein Hornissennest, entwurzelte Bäume oder andere Gefahren werden so rechtzeitig bemerkt und beseitigt oder mit den Kindern besprochen.
Für zusätzliche Sicherheit sorgt die Hygiene. Das Händewaschen vor dem Essen und nach dem Toilettengang ist selbstverständlich. So wird bespw. dem Fuchsbandwurm vorgebeugt.
Ein gutes Sicherheitskonzept kann und muss große Gefahren ausschließen.
Kleinere Unfälle, Stürze oder Verletzungen sowie Zeckenbisse oder Wespenstiche lassen sich jedoch wie im Garten einer regulären Kindereinrichtung und im heimischen Umfeld nicht ganz vermeiden.
Das A und O: richtige Kleidung & Ausrüstung in der Waldkita
Damit dein Kind die Freiheit in Wald und Natur richtig genießen kann, ist die richtige Kleidung und Ausrüstung sehr wichtig.
- Mücken- und Zeckenschutz
- Sonnencreme
- Sonnenhut
- dicke Handschuhe
- Schneehose
- Mütze
Mehrere Kleidungsschichten übereinander ermöglichen es deinem Kind, sich je nach Situation wärmer oder kälter anzuziehen.
Das ist wichtig, da die Kinder in Bewegung schnell ins Schwitzen kommen und in ruhigeren Momenten im Freien wieder frieren könnten.
Waldkindergärten haben in der Regel eigene Listen für Kleidung und Ausrüstung, an denen sich die Eltern orientieren können.
Zusätzlich muss natürlich wie in jeder Kita täglich eine Pausenverpflegung im Rucksack mitgebracht werden. Im Waldkindergarten ist es besonders wichtig, dass diese Mahlzeit auch ohne Tisch und Besteck gut verzehrt werden kann.
Die Natur: Der schönste Spielplatz für Kinder
Wenn ich darüber nachdenke, wo sich meine Kinder außerhalb unseres Hauses gerne aufhalten und beschäftigen, komme ich sehr schnell auf den Wald hinter unserer Straße.
Im Vergleich zu jedem städtischen Spielplatz mit Rutsche, Schaukel und Sandkasten, finden sie dort immer wieder eigene Spielideen, entwerfen Naturhäuser oder suchen sich Verstecke für ihr Räuberhauptquartier.
Im Herbst planschen sie in Pfützen und werfen mit Blättern. Im Sommer toben sie stundenlang um die Picknickdecke herum und im Winter entdecken sie Eiszapfen und Schneehänge.
Zu jeder Jahreszeit bin ich mit meinen Kindern im Wald und habe sie dort immer nur ausgeglichen, zufrieden und in ihr Spiel vertieft erlebt.
Ein Waldkindergarten greift dieses Thema auf und stellt es in den Mittelpunkt.
Leider gibt es in unserem Ort keinen Waldkindergarten, so dass ich diese Option nie in meine Überlegungen einbeziehen konnte.
Für meinen großen Sohn wäre das sicher eine Option gewesen. Er liebt die Natur und ist Pfadfinder durch und durch. Mein jüngerer Sohn auch, aber er friert unglaublich schnell.
Hätte ihn der Waldkindergarten an tiefe Temperaturen gewöhnt? Oder wäre es eine Qual gewesen, im Winter stundenlang draußen zu sein?
Wenn du einen Waldkindergarten in deiner Nähe hast und überlegst, dein Kind dort anzumelden, dann vereinbare am besten einen Schnuppertag.
Lass dir an diesem Tag alles zeigen und erklären. So findest du am besten heraus, ob eine Waldkita die richtige Betreuungsform für euch ist.
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