Kinder müssen sich jeden Tag neuen Herausforderungen stellen, genauso wie wir Erwachsene. Dabei läuft nicht immer alles glatt. Unfreundliche Sprüche von anderen Kindern, Kritik von Erziehern oder Enttäuschungen – das alles muss der Nachwuchs händeln.
Wie gut das gelingt, bestimmt nicht zuletzt die innere Widerstandskraft, die Resilienz. Die gute Nachricht: Du kannst die Resilienz deines Kindes aktiv aufbauen. Wie das geht und wie resiliente Kinder mit schwierigen Situationen umgehen, verraten wir dir heute.
Resiliente Kinder: Das Wichtigste in Kürze
- Resilienz setzen Experten mit innerer Widerstandskraft gleich.
- Resiliente Kinder können souveräner mit belastenden Situationen umgehen.
- Angeborene oder erworbene Faktoren, aber auch Umweltbedingungen bestimmen die individuelle Resilienz.
- Es gibt sechs Resilienzfaktoren, die bei der Entwicklung von Resilienz helfen.
- Eltern können die innere Widerstandskraft bei ihrem Kind aktiv stärken.
Was zeichnet resiliente Kinder aus?
Resilienz ist bei Kindern nicht selten. Mit großer Wahrscheinlichkeit hast du sie schon oft beobachtet, ohne es zu wissen. Resiliente Kinder sind in der Lage, Belastungen und schwierigen Lebenssituationen zu trotzen, oft wachsen sie daran.
Sie besitzen eine höhere Stresstoleranz und können kleine oder große Krisen besser verdauen.
Dazu möchte ich dir ein kleines Resilienz-Beispiel geben:
Lia malt für ihr Leben gerne. Ihr Vater hat ihr deshalb ganz besondere Gelstifte bestellt, die es nur im Internet gibt. Das Paket sollte eigentlich heute ankommen. Nun hat der Lieferant angegeben, dass sich die Stifte um drei Tage verspäten.
Lia ist enttäuscht und ein wenig traurig. „Papa, das ist schade, aber jetzt habe ich noch mehr Zeit, mir passende Mandalas auszudrucken“, sagt Lia später.
Lia hat die Enttäuschung vergleichsweise schnell weggesteckt und hat sogar etwas Positives an der Situation gefunden.
Definition: Resilienz ist das Immunsystem der Seele
Vielleicht fragst du dich noch immer: „Resilienz, was ist das überhaupt?“ Einfach erklärt ist Resilienz das Immunsystem der Seele. Denk einmal an das ganz normale Immunsystem. Es setzt sich ständig mit Angreifern wie Viren oder Bakterien auseinander, viele Erreger prallen einfach an ihm ab.
Die Kinderseele muss ebenfalls Angriffen trotzen, sie bestehen aus Misserfolgen, Unglücksfällen oder Enttäuschungen. Doch es gibt etwas, dass auch sie in schwierigen Situationen unterstützt, die Resilienz.
Sie macht Kinder stark, so können sie selbst mit widrigen Umständen vergleichsweise gut umgehen.
Doch nicht bei jedem Kind ist das Immunsystem gleich kräftig, weder beim Körper noch bei der Seele. Einigen läuft praktisch ständig die Nase, andere bekommen nur selten eine Erkältung.
Genauso ist es auch mit Blick auf die Resilienz. Einige fühlen sich hilflos im Streit mit Kindern, andere können selbst in einer verzwickten Lage souverän mit der Auseinandersetzung umgehen.
Wie resilient ein Kind ist, hängt von biologischen und psychologischen Faktoren ab, diese können angeboren oder erworben sein. Frühgeborene erfüllen beispielsweise einen angeborenen Faktor, ein unsicheres Bindungsverhalten entspricht einem erworbenen Risikofaktor.
Dazu gesellen sich umweltbedingte Risikofaktoren wie Armut oder Tod eines Angehörigen.
Resilienz ist erlernbar: das Phänomen aus entwicklungspsychologischer Sicht
Wusstest du, dass es eine umfangreiche Resilienzforschung gibt? Sie beschäftigt sich beispielsweise damit, was das seelische Immunsystem stärkt und wie Umgebungsfaktoren es vermindern.
Die wichtigste Botschaft, die diese Forschung für uns hat, ist: „Resilienz ist erlernbar!“
Tatsächlich ist die innere Stärke nicht angeboren – jedes Kind kann Resilienz erwerben, aber auch wieder verlieren. Aus der Sicht der Wissenschaftler ist ein Kind aktiv auf der Suche nach Fähigkeiten oder Potenzialen, um sich selbst vor negativen Entwicklungen zu schützen.
Dafür legt sich unser Nachwuchs im besten Fall eine Art gedanklichen Notfallkoffer an. Mit positiven Erfahrungen und jeder erfolgreichen Bewältigung kann ein praktisches Instrument zum Notfallkoffer hinzukommen.
Genau dieser Koffer hilft den Kindern dabei, Herausforderungen zu meistern. Je besser der Koffer ausgestattet ist, desto optimaler gelingt das.
Kinder stärken: der Resilienz-Notfallkoffer im Überblick
Die Ressourcen, von denen der Nachwuchs in belastenden Situationen schöpfen kann, lassen sich in folgende Kategorien zusammenfassen:
Übrigens: Resilienz bei Kindern fördern – das beginnt im besten Fall bereits im frühsten Kindheitsalter.
Schon im Kindergarten (Kita) kommt deinem Nachwuchs ein gewisses Maß an Resilienz zugute. Schließlich gibt es auch hier kleine Enttäuschungen, wie ein regnerischer Tag, der den Ausflug platzen lässt.
Resilienz aufzubauen, ist für viele Menschen aber ein lebenslanger Prozess. Erinnerst du dich? Wir haben gelernt, dass die innere Widerstandskraft auch wieder verschwinden kann.
Resilienz bei Kindern fördern
Wenn du dich mit dem Thema Resilienzförderung bei Kindern auseinandersetzt, stößt du automatisch auf die sechs Resilienz-Säulen oder auch auf die Resilienzfaktoren.
Bei der Resilienzförderung sind diese Resilienzfaktoren besonders wichtig. Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass sie tatkräftig bei der Entwicklung von Resilienz helfen.
Zu den Resilienzfaktoren zählen:
- Eine positive Selbstwahrnehmung
- Eine angemessene Selbststeuerungsfähigkeit
- Selbstwirksamkeitsüberzeugung
- Soziale Kompetenzen
- Angemessener Umgang mit Stress
- Problemlösekompetenz
Lass uns im nächsten Abschnitt gemeinsam entdecken, welche Resilienz-Übungen unter anderem die Selbstwirksamkeit von Kindern schulen und so die innere Widerstandskraft stärken.
Tipps, um die Resilienz bei Kindern zu stärken
Resiliente Kinder werden nicht geboren, sie entwickeln sich. Das bedeutet, dass du gemeinsam mit deinem Kind konkret an dem Immunsystem der Seele arbeiten kannst. Ich zeige dir, wie das geht.
1. Positive Selbstwahrnehmung schulen: Wir alle, aber insbesondere Kinder, setzen sich tagtäglich mit Gefühlen auseinander. Unterstütze dein Kind dabei, sich selbst besser wahrzunehmen und auszudrücken.
Bei der Körperwahrnehmung helfen kleine Meditationseinheiten. Ein guter Wortschatz unterstützt deinen Nachwuchs dabei, das zu äußern, was ihn beschäftigt.
2. Eine angemessene Selbststeuerungsfähigkeit entwickeln: Manchmal sprudelt es einfach heraus, die Wut oder die Trauer. Signalisiere deinem Kind, das alle Gefühle erlaubt sind.
Biete deinem Nachwuchs aber gleichzeitig Bewältigungsstrategien an. Ein kindgerechter Boxsack oder ein Hörspiel könnte ein Instrument zur Bewältigung sein.
3. Die Selbstwirksamkeitsüberzeugung stärken: Kinder, die davon überzeugt sind, dass sie etwas bewirken können, sind selbstbewusster und meist lösungsorientierter. Lob, Liebe und Anerkennung fördern das Gefühl von Selbstwirksamkeit ebenso wie gemeinsame Aktivitäten.
Ihr möchtet euch ein Aquarium zulegen? Lass dein Kind mitentscheiden, wie es aussehen soll und setzt die Vorschläge gemeinsam um. So bekommt der Nachwuchs das Gefühl, dass seine Taten etwas bewirken.
4. Soziale Kompetenzen ausbauen: Kinder, die dazu fähig sind, die Emotionen ihrer Mitmenschen zu verstehen, fällt es leichter, sich in der Gesellschaft zu behaupten. Dabei hilft ihnen das Gefühl, im sozialen Kontext, zum Beispiel im Familienleben, ernst genommen zu werden.
Wie wäre es, wenn ihr einmal in der Woche einen Familienrat abhaltet? Hier könnt ihr gemeinsam über Gefühle, Probleme und Lösungsmöglichkeiten sprechen.
5. Den angemessenen Umgang mit Stress lernen: (Fast) niemand mag Stress, das geht natürlich auch unseren Kindern so. Manchmal ist er aber unvermeidbar. Dann geht es darum, einen angemessenen Umgang zu finden.
Resiliente Kinder beurteilen selbst, ob sie stressigen Situationen gewachsen sind, sie kennen also ihre Grenzen. Außerdem können sie verschiedene Bewältigungsstrategien zielgerichtet einsetzen.
6. Problemlösekompetenz erwerben: Sich selbst realistische Ziele setzen, Lösungsmöglichkeiten entwickeln und diese auch anzuwenden – das zeichnet eine Problemlösekompetenz aus.
Glücklicherweise gibt es im Alltag unzählige Gelegenheiten, mit denen du diese Fähigkeit fördern kannst.
Traue deinem Kind beispielsweise zu, alleine von dem Klettergerüst zu kommen. Alternativ könnt ihr gemeinsam den Kühlschrank inspizieren – dein Nachwuchs diktiert dir dann die Einkaufsliste.
Buchtipps für mehr kindliche Resilienz
Du möchtest mehr über das Thema Selbstwahrnehmung bei Kindern erfahren oder Übungen zur Stärkung des Selbstwertgefühls bei Kindern erlernen? Dafür eignen sich Resilienz-Bücher gut.
Unsere Empfehlungen:
Fazit: „Mein Kind stärken“ – das ist eine bewusste Entscheidung
Resilienz zu erlernen, bedeutet die innere Widerstandskraft zu stärken. Ein starkes Inneres ist ein Geschenk, das dein Kind ein Leben lang begleitet.
Resiliente Kinder finden sich meist besser im sozialen Konstrukt zurecht und arbeiten gezielte Lösungswege aus.
Die gute Nachricht: Du kannst dein Kind aktiv dabei unterstützen, denn Resilienz ist erlernbar.
Helfe deinem Nachwuchs, seine Gefühle wahrzunehmen und einzuordnen. Stärke die Selbstwirksamkeit und die sozialen Kompetenzen deines Kindes.
Ganz wichtig ist auch, dass dein Kind lernt, angemessen mit Stress umzugehen und eigene Lösungen zu entwickeln. Nur Mut, es gibt jeden Tag viele Gelegenheiten, dein Kind zu stärken.
- Wustmann, C. (2004): Resilienz. Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern. In Fthenakis, W.E. (Hrsg.), Beiträge zur Bildungsqualität. Weinheim: Beltz.
- Wustmann, C. (2009): Die Erkenntnisse der Resilienzforschung – Beziehungserfahrungen und Ressourcenaufbau. Psychotherapie Forum, 17, 71-78.
- Marion Brandl. Resilienz in der professionellen Arbeit mit Kindern in den ersten drei Lebensjahren., abgerufen am 09.09.2022
- Grotberg, E.H. (1995): A guide to promoting resilience in children: Strengthening the humanspirit., abgerufen am 09.09.2022.
- Fröhlich-Gildhoff, K., Dörner, T. & Rönnau, M. (2007): Prävention und Resilienzförderung in Kindertageseinrichtungen – PRiK. Trainingsmanual für ErzieherInnen. München: Reinhardt.
- Fröhlich-Gildhoff, K. & Rönnau-Böse, M. (2009): Resilienz. München: Reinhardt (UTB-Profile, 3290)
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