Wir wünschen uns eine Welt, in der alle Menschen mit Toleranz, Wertschätzung und Respekt behandelt werden. In der Menschen mit und ohne Behinderung miteinander leben, aufeinander Rücksicht nehmen und jeder seine Stärken einbringen kann.
Von diesem Zustand sind wir aber leider noch weit entfernt. Ein integrativer Kindergarten ist dagegen ganz nah dran: Hier lernen die Kleinsten bereits, was unsere Gesellschaft (noch) nicht kann.
Im Integrationskindergarten werden Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam betreut.
Die Vor- und Nachteile im Überblick
Integrativer Kindergarten: Alle anders und trotzdem gleich
- Das Kindergartenmodell des Integrationskindergartens betreut Kinder mit und ohne Behinderung in gemischten Gruppen.
- Das pädagogische Konzept ist darauf ausgelegt, dass die Kinder mit- und voneinander lernen, sich unterstützen und aufeinander Rücksicht nehmen.
- Die Einschränkungen der Kinder mit Behinderung werden berücksichtigt, aber es wird die ganze Persönlichkeit der Kinder gesehen.
- Jedes Kind wird in seiner Individualität wahrgenommen, nach seinen Möglichkeiten gefördert und mit seinen Stärken anerkannt.
- Für Kinder mit Behinderung besteht der große Vorteil einer integrativen Kita darin, dass diese keine separate Einrichtung besuchen müssen.
- Ihre Wahrnehmung der eigenen Behinderung wird damit verändert und sie sind weniger auf diese fokussiert.
- Die Kinder ohne Behinderung lernen beim Besuch eines Integrationskindergartens, dass Menschen mit Behinderung anders und doch gleich sind.
- Sie lernen Rücksichtnahme, Toleranz, Wertschätzung und Respekt und bauen Berührungsängste ab.
- Ein integrativer Kindergarten behandelt alle Kinder gleich: Jedes Kind wird mit seinen Fähigkeiten angenommen, gefördert und unterstützt.
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Die integrative Pädagogik: Alltag und Handlungsansätze
Ein integrativer Kindergarten unterscheidet sich in einigen Punkten von einer Regel-Kita. Bei der personellen, räumlichen und finanziellen Ausstattung gibt es einen anderen Rahmen.
Die wichtigsten Unterschiede sind:
Abgesehen davon unterscheidet sich der Alltag an sich gar nicht so viel von anderen Kindergartenmodellen.
- Es gibt eine Bringzeit, einen Morgenkreis, Freispielzeiten und Zeiten der gezielten Förderung oder von pädagogischen Angeboten.
- Die Rolle der ErzieherInnen besteht auch darin, die Kinder miteinander in Beziehung zu bringen.
- Der Alltag ist etwas flexibler gestaltet: Wer die Individualität von Kindern berücksichtigen möchte, muss flexibel bleiben.
- Störungen, Zwischenfälle und individuelle Bedürfnisse haben Vorrang.
- Auf keinen Fall dürfen dabei aber die Kinder gebremst werden, die lernen möchten oder gefördert werden sollen.
- Deshalb ist die personelle Ausstattung in einer integrativen Kita so wichtig.
Elemente der Montessori-Pädagogik
- Ein Integrationskindergarten hat häufig ein offenes Konzept, welches der Montessori-Pädagogik stark ähnelt.
- So kann die Individualität der Kinder berücksichtigt werden.
- Es gibt also weniger feste Angebote für die Großgruppe, sondern Räume sowie Lern- und Beschäftigungsangebote, die den Kindern frei zur Verfügung stehen.
- So können die Kinder in eigenem Tempo und nach eigenen Bedürfnissen gefördert werden.
- In der Praxis sind daher häufig Integrations-Kitas zu finden, die auch auf das Montessori-Konzept setzen.
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Integrativer Kindergarten: Chancen und Risiken
Wenn ich ein Kind mit Behinderung hätte, würde ich mir nichts mehr wünschen, als dass es von der Gesellschaft akzeptiert wird und seinen eigenen Weg gehen kann.
Ich würde mir wünschen, dass es mit seinen Nachbarskindern in Kita und Schule gehen, einen Beruf seiner Wahl erlernen kann und von anderen Menschen mit Wertschätzung und Toleranz behandelt wird.
Ein integrativer Kindergarten ist auf diesem Weg ein wichtiger Anfang. Alle Kinder sollten lernen, Menschen mit Behinderung als gleichwertig anzusehen und die individuellen Beeinträchtigungen anzunehmen. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen und sollte mit seinen Ressourcen im Fokus stehen.
In meiner Idealvorstellung wären wir alle integrativ: in Kita, Schule und Arbeitswelt. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn erwachsenen Menschen mit Behinderung kennengelernt, denen keine Chance am Arbeitsmarkt eingeräumt wurde. Insbesondere bei geistigen und psychischen Behinderungen sind wir weit entfernt von gelebter Integration.
Das Problem: Meist fehlt es an finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen zur Integration. Dies ist im integrativen Kindergarten auch oft zu beobachten. Die Stellen können wegen Personalmangel nicht besetzt werden und die Räumlichkeiten sind nicht ausreichend oder es fehlt an finanziellen Möglichkeiten zur besseren Ausstattung mit Förder- und Therapiematerial.
Ist eine integrative Kita aber gut ausgestattet, dann funktioniert das pädagogische Konzept sehr gut und die Kinder sind den Erwachsenen – wie so oft – einen Schritt voraus. Denn diese gehen von Natur aus neugierig, wertschätzend und offen mit Kindern um, die auf den ersten Blick anders sind.
„Chancengleichheit besteht nicht darin, dass jeder einen Apfel pflücken darf, sondern dass der Zwerg eine Leiter bekommt.“
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- "Verhaltensungewöhnliche Kinder in die Gruppe holen: Integrationsprozesse gestalten und begleiten" von Marianne Kleiner-Wuttke, 2012, Beltz-Verlag
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