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Und dann kommen die Tränen

Wenn dein Kind plötzlich nicht mehr in den Kindergarten möchte

Zuletzt aktualisiert

10. November 2022

Kategorie

Kind

Kind will nicht in den Kindergarten

Emilias Eltern sind verzweifelt: Emilia ging von Anfang an immer gerne in die Kita und hatte kaum Trennungsschwierigkeiten. Doch jetzt, plötzlich, mit vier Jahren kommen täglich die Tränen. Bereits der morgendliche Aufbruch zur Kita ist eine Tortur.

Was ist geschehen und was können Emilias Eltern tun? Was sind die Gründe, wenn ein Kind nicht mehr in den Kindergarten will?

Dein Kind will nicht in den Kindergarten: Tränen am Morgen

Völlig unerwartet für Emilias Eltern kam es an einem Morgen zu folgender Szene: Emilia ging wie täglich mit ihrer Mutter in den Vorraum der Kita, stellte den Kindergartenrucksack in ihr Fach, zog ihre Schuhe um und verabschiedete sich mit einer Umarmung.

Doch an diesem Morgen wollte sie ihre Mama gar nicht mehr loslassen. Als sie zum Gruppenraum schlich, rann ihr eine Träne die Wange herunter. Am nächsten Tag kamen die Tränen schon früher und Emilia bettelte darum, nicht in die Kita zu müssen.

Nach und nach wurden die Trennungssituationen immer belastender und tränenreicher.

Nach etwa zwei Wochen war der Höhepunkt erreicht: Emilia begann bereits zu Hause, zu weinen und wollte nicht in das Auto steigen. Ihre Vater versuchte es mit Verständnis, liebevollen Worten und Aufmunterung.

Aber manchmal auch mit Strenge und harten Worten, weil der Geduldsfaden zu Ende war und der Arbeitstag wartete.

Mögliche Gründe: Ursachenforschung als Ausgangspunkt

Viele Eltern erleben im Laufe der Kita-Zeit eine Phase wie Emilias Eltern. Auch Kinder, die super eingewöhnt sind, haben manchmal Phasen, in denen sie plötzlich nicht mehr in den Kindergarten wollen.

Die wichtigste Botschaft: Versuche ruhig zu bleiben! Oft ist es nur eine Phase, die wieder vergeht.

Bevor mögliche Handlungsschritte und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet werden können, ist die Ursachenforschung wichtig. Es kann ganz unterschiedliche Gründe haben, warum ein Kind nicht mehr in die Kita will.

Je nach Ursache ist dann eine andere Reaktion sinnvoll. Mögliche Gründe sind:

1. Konflikte mit anderen Kindern

Ein Kindergartentag ist ganz schön anstrengend. Denn er besteht aus sehr vielen Sozialkontakten zu anderen Kindern. Was viele Vorteile für die kindliche Entwicklung bietet, kann auch mal zu Problemen führen.

Konflikte, Streitigkeiten, Ausgrenzung oder fiese Worte. Wird ein Kind mit diesen zwischenmenschlichen Problemen in der Kita konfrontiert, kann es schnell dazu kommen, dass es nicht mehr in den Kindergarten will.

2. Neue ErzieherInnen in der Gruppe

Die Kinder verbringen viel Zeit mit ihren BezugserzieherInnen und bauen zu diesen eine verlässliche und starke Bindung auf. Oft haben die Kinder auch eine Lieblingsbezugsperson, auf die sie am liebsten zugehen und der sie sich anvertrauen können.

Wie in jedem Team kommt es aber natürlich auch in der Kita zu Personalwechsel. Diese können ein Kind ganz schön aufwühlen und die notwendige Stabilität im Kita-Alltag wird erschüttert.

3. Angstauslösende Ereignisse

Eine Probe-Feueralarm, ein Wespennest im Garten oder der Sturz eines anderen Kindes vom Klettergerüst. Ein Tag im Kindergarten ist von vielen Ereignissen geprägt. Manche Ereignisse können bei Kindern Ängste oder Unsicherheiten auslösen.

4. Überforderung

Lärm, neue Kinder, eine veränderte Tagesstruktur oder der Beginn der Vorschule. Manchmal sind Kinder mit den (veränderten) Rahmenbedingungen in der Einrichtung überfordert und müssen erst wieder ihre Rolle finden oder sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen.

5. Langeweile

Wenn ein Kind keine geeigneten Spielpartner für sich findet, kurz vor dem Übergang in die nächste Altersgruppe steht oder in der Kita zu wenig Förderung stattfindet, kann auch Langeweile ein Problem sein.

6. Veränderungen in der Familie

Ein Umzug, eine Trennung oder der Tod eines Verwandten. Veränderungen im gewohnten Familienalltag sorgen bei Kindern für viele Emotionen. Diese führen dann durchaus dazu, dass sich die Kinder schlechter von den Eltern trennen können.

Deshalb kann der Kindergartenbesuch in diesen Phasen eine Herausforderung darstellen.

7. Ein Entwicklungsschub mit besonderem Nähebedürfnis zu den Eltern

Wenn Babys wachsen oder eine kognitive Veränderung erleben, dann sind sie einige Tage besonders schläfrig, weinerlich oder möchten die ganze Zeit getragen werden.

Solche Phasen ziehen sich durch das komplette Kinder- und Jugendalter. Sie äußern sich nur auf anderen Wegen. Im Kita-Alter können sich diese Phasen durchaus mit Trennungsschwierigkeiten oder Verweigerung bemerkbar machen.


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Den Grund herausfinden: Fragen und beobachten

Wenn dein Kind plötzlich nicht mehr in den Kindergarten will, dann kannst du versuchen den Grund herauszufinden, wenn er nicht ohnehin offensichtlich für dich ist (zum Beispiel die Kündigung der Bezugserzieherin). Dabei kannst du folgendes Vorgehen ausprobieren:

Frage dein Kind einfach direkt nach der Ursache

Kann es einen Grund für sein Verhalten nennen? Manchmal gelingt dies, manchmal nicht. Probiere es einfach einmal aus, ohne dein Kind zu sehr zu bedrängen.

Wenn dein Kind keinen Grund nennen kann, dann ist das okay.

Befrage die ErzieherInnen aus der Kindergartengruppe

Wie ist das Verhalten deines Kindes in der Gruppe? Hat sich im Sozialkontakt etwas verändert? Hat es Freunde und spielt mit diesen? Vermisst es dich die ganze Zeit oder nur in der Trennungssituation?

Reflektiere für dich einige Fragen

Gab es Änderungen in der Familie oder im Familienalltag? Habt ihr neue Familienregeln eingeführt oder irgendetwas Außergewöhnliches erlebt? Hat dein Kind schon immer stark auf Entwicklungsschübe reagiert? Gab es bereits so eine Phase? Wenn ja, wie lange hat sie angedauert?

Wichtige Tipps für diese Phasen: So kannst du reagieren

Weil es der wichtigste Tipp überhaupt ist, wiederhole ich ihn ausnahmsweise nochmal:

  • Versuche ruhig zu bleiben! Oft ist es nur eine Phase, die wieder vergeht.

Die folgenden Tipps können dir außerdem helfen:

  • Versuche am Morgen rechtzeitig aufzubrechen, damit du es nicht allzu eilig hast und geduldiger bleiben kannst.
  • Ziehe die Trennungssituationen in der Kita trotzdem nicht in die Länge. Dein Kind wird sich dadurch vermutlich nicht beruhigen und die Situation ist noch länger unerträglich für euch beide.
  • Verabschiede dich mit einem liebevollen Satz und verlasse dann die Kita. Zum Beispiel: „Ich verstehe dich, aber ich muss jetzt zur Arbeit. Ich hab dich lieb und hole dich nachher wieder ab.“
  • Gib deinem Kind einen Glücksbringer mit. Ein Stofftier, ein Schlüsselanhänger oder ein runder Stein in der Hosentasche können Sicherheit geben.
  • Gib nicht nach. Auch wenn es grundsätzlich möglich wäre, nimm dein Kind nicht wieder mit nach Hause. Wenn es einmal Erfolg mit seiner Strategie hatte, kann das für die nächsten Tage alles nur verschlimmern.
  • Wenn du die Möglichkeit hast, dann gönne deinem Kind aber ruhig den ein oder anderen freien Tag. Aber dann ist von vornherein klar: Morgen habe ich frei und du darfst daheimbleiben. Wenn das öfter möglich ist, solltet ihr feste Tage vereinbaren, damit es nicht am Vorabend zu einer Diskussion kommt. Klare Regeln sind hier sehr wichtig!
  • Verbringe am Nachmittag und Abend viel positive Zeit mit deinem Kind. Wenn es gerade viel Nähe braucht, kannst du es mit dieser „auftanken“ für den nächsten Tag.
  • Sprich viel mit deinem Kind. Höre ihm zu und lass dir vom Kita-Alltag erzählen. Vielleicht braucht es für manche Situationen deine Tipps.

Wenn es gar nicht besser wird: Nimm professionelle Hilfe an

In den allermeisten Fällen handelt es sich wie beschrieben um eine Phase, die wieder vergeht. Dauert die Situation allerdings sehr lange an, fühlst du dich hilflos oder erlebst dein Kind persönlichkeitsverändert, dann darfst du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Die ErzieherInnen können dir dazu sicherlich Tipps geben. Oder du wendest dich direkt an eine Erziehungsberatungsstelle.


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Mein persönlicher Endgegner: Die Räuberbande

Ähnlich wie Emilia ging mein erster Sohn vom ersten Krippentag an gerne in seine Kita. Dies blieb die ganze Zeit über so. Auch der Wechsel in die Kindergartengruppe mit drei Jahren verlief zunächst problemlos.

Nach etwa sechs Monaten in der Gruppe der älteren Kinder ging es jedoch los: Er wollte nicht mehr in den Kindergarten, weinte jeden Morgen, wollte mich nicht loslassen und wirkte sehr verzweifelt.

Er äußerte zunächst Langeweile als Ursache, was mir aber als unwahrscheinlich erschien. Schweren Herzens verabschiedete ich mich jeden Morgen und hinterließ ein weinendes Kind. Mit einem schlechten Gewissen brachte ich meinen Arbeitstag hinter mich und holte meinen Sohn so schnell wie möglich wieder ab.

Nach etwa drei Wochen lüftete sich das Geheimnis. Er erzählte am Wochenende seinem Cousin im Sandkasten, dass es in seinem Kindergarten eine Räuberbande gibt. Diese wäre grausam und wollte den Hund von seinem Freund Maxi klauen, wenn er ihnen nicht die besten Bausteine abgab.

Die Räuberbande war eine Gruppe Vorschulkinder, die sich selbst so nannte und wohl tatsächlich sehr selbstbewusst auftrat. Ein gemeinsames Gespräch mit meinem Sohn, mir und der Gruppenleiterin gab meinem Kindergartenkind wieder mehr Sicherheit. Die Erzieherin versicherte ihm, gut aufzupassen und er dürfe jederzeit kommen, wenn er sich bedroht fühlte.

Ich redete außerdem viel mit ihm über die Drohungen der Bande und entkräftete diese sehr humorvoll und locker. Und mein Mann gab ihm als Star-Wars-Fan jeden Tag mit auf den Weg: „Möge die Macht mit dir sein!“

Die Räuberbande blieb für dieses Kindergartenjahr noch Thema, aber es gab keine Tränen mehr. Und dann ging die Bande ja glücklicherweise in die Schule.


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Kommentare

Seit einer Therapie für Mütter und Kinder habe ich auch das Problem. Gut zu wissen, dass man dem Kind einen Glücksbringer mitgeben sollte. So bleibt er hoffentlich bald wieder alleine in der Kita.


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