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11 Klassische Erziehungsstile in der Übersicht

Zuletzt aktualisiert

25. August 2023

Kategorie

Kind

Erziehungsstile

Die Erziehung von Kindern hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder verändert. Während es früher wie selbstverständlich körperliche Züchtigung im Elternhaus gab, ist dies heute ein absolutes Tabu.

Der Begriff „Erziehungsstil“ beschreibt dabei die Art und Weise, wie sich die Eltern und weitere Erziehungspersonen gegenüber dem Kind verhalten und welche Werte in der Erziehung eine Rolle spielen.

Erziehungsstile: Das Wichtigste in Kürze

Der Erziehungsstil: Wertvorstellungen und Bild vom Kind

Den jeweiligen Erziehungsverhalten liegen bestimmte Wertvorstellungen und ein bestimmtes Bild vom Kind zugrunde. Diese Werte und Bilder sind meist durch die eigene Erziehung geprägt.

Verschiedene Entwicklungspsychologen und Pädagogen haben klassische Erziehungsstile benannt und beschrieben.

Besonders bekannt sind die drei Erziehungsstile (autoritär, demokratisch, Laissez fair) nach Kurt Lewin.

Die moderne Erziehung ist heute wesentlich anders geprägt als noch vor wenigen Jahrzehnten. Im Laufe der jüngsten Geschichte hat sich das pädagogische Bild vom Kind geändert.

Früher war das Kind ein untergeordnetes Familienmitglied. Dieses musste gehorchen, diszipliniert sein und sich an strenge Regeln halten. Das heutige Bild sieht das Kind mehr als eigenständige Persönlichkeit, welche sich frei entwickeln darf.

Kinder sind gleichberechtigte Personen und stehen mit ihren Bedürfnissen auf gleicher Ebene wie die erwachsenen Familienmitglieder. In den Lebenswelten der Familien in Deutschland sind aber nach wie vor alle möglichen Erziehungsstile zu finden.


Die wichtigsten Erziehungsstile im Überblick:

Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Erziehungsstile kurz und knapp vor und geben jeweils ein Beispiel aus Elternsicht, welches den Erziehungsgedanken verdeutlicht.

Es handelt sich dabei um einen plakativen Gedanken, der die Grundeinstellung zur Erziehung und die jeweilige Beziehung zum Kind herausstellt.

Autoritärer Erziehungsstil

Dieser Erziehungsstil fordert vom Kind Gehorsam und stellt Leistung in den Vordergrund. Die elterliche Autorität ist von großer Bedeutung und Strafe und Belohnung werden als Erziehungsmittel eingesetzt.

Antiautoritärer Erziehungsstil

Das Gegenteil zum autoritären Stil: Die antiautoritäre Erziehung lässt Kindern im Rahmen fester Regeln viel Freiraum. Diese sollen lernen, eigene Entscheidungen zu treffen und sich frei entfalten. Die Förderung der Eigenverantwortlichkeit steht von Beginn an im Vordergrund.

Autokratischer Erziehungsstil

Die autokratische Erziehung ist eine Steigerung der autoritären Erziehung. Dieser Stil fordert absoluten Gehorsam gegenüber den Erziehungspersonen.

Den Kindern wird keine Mitsprache bei Entscheidungen zugestanden. Von den Kindern wird sehr viel Disziplin verlangt.

Demokratischer Erziehungsstil

Im absoluten Gegensatz zum autokratischen Erziehungsstil, setzt die demokratische Erziehung auf gemeinsame Entscheidungen in der Familie.

Die Kinder werden als gleichwertige Familienmitglieder angesehen. Sie sollen und dürfen selbstständig und eigenverantwortlich handeln. Die Eltern nehmen in der Erziehung eine Beraterrolle ein.

Laissez-fairer Erziehungsstil

Eltern, die laissez-faire erziehen, setzen keine Regeln in der Erziehung ein. Die Kinder haben nahezu bedingungslosen Freiraum. Es werden kaum Erwartungen an das Kind gesetzt und die Eltern verhalten sich neutral bis passiv.

Egalitärer Erziehungsstil

Hinter dieser Erziehungsmethode steht der Gedanken, dass alle Familienmitglieder die gleichen Rechte und Pflichten haben. Es gibt daher keine Hierarchie und die Kinder haben die gleichen Mitbestimmungsrechte wie die Erwachsenen. Es gibt kaum feste Regeln für die Kinder.

Negierender Erziehungsstil

In einer negierenden Erziehung findet keine Erziehung statt. Das Kind muss alle Entscheidungen selbst treffen. Es gibt keine Regeln und die Eltern stehen auch nicht als Berater zur Verfügung.

Die Bedürfnisse des Kindes werden nicht wahrgenommen und befriedigt. Bei diesem Erziehungsstil handelt es sich um einen vernachlässigenden Erziehungsstil.

Permissiver Erziehungsstil

Die freie Entfaltung des Kindes steht hier im Mittelpunkt der Erziehung. Es gibt keine festen Regeln, Kontrolle und Bestrafung finden nur sehr gering statt. Das Kind soll seine Bedürfnisse selbst äußern und für seine Erfüllung eintreten.

Autoritativer Erziehungsstil

Der Mittelweg aus dem autoritären und dem permissiven Erziehungsstil wird als autoritativer Erziehungsstil bezeichnet.

Es gibt einen Freiraum für Kinder innerhalb autoritär festgelegter Grenzen. Die Eltern legen Regeln fest, die aber flexible Grenzen beinhalten.

Helikopter- und Rasenmäher-Eltern: Phänomene der Gegenwart

In keinen der Erziehungsstile passen Helikopter- und Rasenmäher-Eltern. Diese beiden Elterntypen sind heute negativ besetzt und beschreiben ein bestimmtes Erziehungsverhalten.

Bei Helikoptereltern dreht sich der ganze Familienalltag nur um das Kind, seine Bedürfnisse und dessen Schutz.

Rasenmäher-Eltern versuchen dem Kind alle Steine aus dem Weg zu räumen, bevor es diese überhaupt bemerkt hat.

Bei beiden Phänomenen handelt es sich noch nicht um wissenschaftlich anerkannte Erziehungsstile.

Dennoch beschäftigen sich die Pädagogik und die Psychologie immer häufiger mit diesen Erziehungsmerkmalen.

Gut oder schlecht: Welche Erziehungsstile schaden?

Grundsätzlich stecken in fast jedem Erziehungsstil Vor- und Nachteile. Bei einigen Erziehungsstilen weiß man aber mittlerweile, dass diese den Kindern mehr Schaden als Nutzen bringen.

Dazu gehören der autokratische, laissez-faire und der negierende Erziehungsstil. Diese können dem Kind entwicklungspsychologisch Steine in den Weg legen, die es den Rest des Lebens begleiten.

Häufig leiden unter diesem Erziehungsverhalten das Selbstwertgefühl, die Selbstwirksamkeit sowie das Entdecken der eigenen Persönlichkeit.

Beim laissez-fairen Stil fällt es Kindern zum Beispiel auch schwer, mit gesellschaftlichen Regeln zurechtzukommen. Dies zeigt sich später im Schul- und Berufsleben.

Ein absolutes Tabu in jedem Erziehungsverhalten ist die Anwendung von Gewalt. Dazu gehören sowohl die körperliche Züchtigung als auch die emotionale oder seelische Misshandlung durch Anschreien, Vernachlässigung und Erpressung.

Wie erziehst du? Den eigenen Stil finden

Die wenigsten Eltern machen sich vor der Geburt des Kindes explizit Gedanken über ihren Erziehungsstil oder legen sich sogar auf einen festen Stil fest. Viel mehr handeln Eltern oft intuitiv und situationsabhängig.

Und das ist auch in Ordnung so. Unterschiedliche Situationen erfordern oft unterschiedliches Handeln.

In der Summe lässt sich das Erziehungsverhalten dann aber dennoch in etwa einem der Erziehungsstile zuordnen. Wer sich und seinen Erziehungsstil hinterfragen und reflektieren möchte, kann sich folgende Fragen stellen:

  • Wie sehe ich mein Kind im Verhältnis zu mir? Gleichberechtigt oder untergeordnet?
  • Wer entscheidet über die Familien- und Erziehungsregeln?
  • Wie viele Regeln gibt es?
  • Darf über die Regeln auch verhandelt werden? Gibt es Ausnahmen?
  • Wie kommuniziere ich mit meinem Kind?
  • Frage ich mein Kind regelmäßig nach seiner Meinung, seinen Wünschen, seinen Bedürfnissen?
  • Darf mein Kind bei Entscheidungen mitreden?
  • Kann ich mich in mein Kind hineinversetzen? Verstehe ich seine Gefühls- und Lebenswelt?
  • Wie wichtig ist mir die Leistung meines Kindes?
  • Wie gehe ich mit Konflikten und Problemen meines Kindes um?

Fazit: Der goldene Mittelweg

Die genannten Erziehungsstile beschreiben eine deutliche Ausprägung in eine bestimmte Erziehungsrichtung. Wie oft im Leben liegt die Wahrheit dabei aber in der Mitte. Weder das eine Extrem noch das andere sind immer richtig.

Wichtig ist, dass du einen Stil findest, der eine gute Beziehung zu deinem Kind ermöglicht und dessen Entwicklung fördert und unterstützt.

Und dabei darfst du gelassen bleiben: Nicht immer gelingt das perfekte Erziehungsverhalten, denn auch Eltern sind Menschen mit Fehlern. Sich diese einzugestehen und sich auch mal beim Kind entschuldigen zu können, ist ein wichtiger Teil der Erziehung.

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