Was macht aus Sicht vieler Eltern gute Kinderzimmermöbel aus? Praktisch und funktional sollen sie sein, damit sich die (Spiel-)Sachen der lieben Kleinen optimal verstauen lassen. Zugleich sollen sie gut aussehen und möglichst nicht zu viel kosten.
An diesen Kriterien orientiert sich auch die Firma Ikea. Der schwedische Möbelriese ist beliebte Anlaufstelle für Familien, die die Zimmer ihrer Kinder frisch „aufmöbeln“ möchten.
Doch wie sieht es mit der Ausdünstung der Möbel aus? Geben Hochbett, Schrank und Co. möglicherweise problematische Stoffe ab, die insbesondere den kleinen Zimmerbewohnern schaden könnten?
Öko-Test ist dieser Frage nachgegangen und hat ein komplettes Ikea-Kinderzimmer in puncto Raumluftbelastung unter die Lupe genommen.
Ikea-Kinderzimmer: Stuva, Fritids & Plufsig in der Prüfkammer!
Eigens für diesen Zweck wurde eine vollständige Ikea-Kinderzimmereinrichtung
erworben, darunter die Hochbettkombination Stuva/Fritids mit Schreibtisch und passender Matratze (Malfors Schaummatratze – nicht mehr erhältlich /Alternative: Ikea Himlavalv* ), ein Schrank (Stuva/Fritids Kleiderschrank, weiß/weiß), eine Flisat Kinderbank*, ein Teppich (Urskog Teppich – nicht mehr erhältlich) sowie eine Spiel- und Gymnastikmatte (Plufsig Gymnastikmatte*).
Update: Die im Rahmen des Ikea-Kinderzimmer Tests von Öko-Test untersuchte Möbelkombi STUVA / FRITIDS ist leider nicht mehr erhältlich. Nachfolger ist die SMÅSTAD-Reihe*.
Die Möbel wurden aufgebaut und in einer speziellen Prüfkammer untergebracht. Mit einem Volumen von 20 Kubikmetern entsprach diese etwa der Größe eines Kinderzimmers.
Die Zimmereinrichtung blieb sieben Tage in dieser Prüfkammer, jeweils nach drei und sieben Tagen erfolgte die Messung der sogenannten VOC, eine Abkürzung für flüchtige organische Verbindungen. Dazu gehören zum Beispiel Lösungsmittel aus Klebstoffen oder Beschichtungen, aber auch Terpene, das sind Stoffe, die von Natur aus im Holz vorkommen. Einige VOC-Verbindungen gelten als gesundheitsschädlich.
Bundesweite Richtwerte dienen als Orientierung
Zu den Stoffen, die gemessen wurden, zählt auch die Gruppe der CMR2-Gefahrenstoffe, darunter Formaldehyd. Diese Substanzen stehen im Verdacht, krebserzeugend zu sein, genetische Defekte zu verursachen oder auch das Kind im Mutterleib beziehungsweise die Fruchtbarkeit schädigen zu können.
Bei der Bewertung der Raumluftbelastung orientierte sich Öko-Test an den bundesweiten Richtwerten für Innenraumluft sowie an Grenzwerten von Gütesiegeln wie Natureplus für Holzwerkstoffe und dem Eco-Institut-Label für Möbel.
Aufatmen: Belastung durch VOC auf niedrigem Niveau
Das erste Mal gemessen hat Öko-Test nach drei Tagen, eine weitere Messung erfolgte nach sieben Tagen. Damit legten die Experten noch einmal höhere Maßstäbe an, als sie für die genannten Gütesiegel zugrunde gelegt werden. Hier erfolgt die Messung erst nach 28 Tagen.
Einen gesetzlich festgelegten Grenzwert für die Belastung von Raumluft gibt es übrigens nicht.
Das Ergebnis der Untersuchungen wird die Eltern weitestgehend beruhigen. Die Ausdünstungen der Kinderzimmermöbel mit VOC bewegen sich demnach auf vergleichsweise geringem Niveau.
Im Rahmen der ersten Messung nach drei Tagen ergaben die Werte eine akzeptable, unbedenkliche Belastung. Lediglich in Kinderzimmern mit einer Größe von unter zehn Quadratmetern könnten die Richtwerte in den ersten Tagen nach Aufbau der Möbel überschritten werden, so das Fazit von Öko-Test.
Ikea-Kinderzimmer: Leider auch Schadstoffe nachgewiesen
Dennoch gab es von Öko-Test einen Punktabzug, da sich unter den Ausdünstungen der ersten Tage auch problematische CMR2-Verbindungen fanden. Im Rahmen der zweiten Messung lagen die Werte allerdings bereits deutlich niedriger.
Mit Blick auf das Formaldehyd kann Öko-Test Entwarnung geben: Die gemessenen Werte lagen demnach deutlich unter den bundesweiten Richtwerten sowie auch unter den strengeren Werten der beiden Gütesiegel.
Insgesamt bewerten die Experten die Kinderzimmermöbel unter dem Aspekt der Raumluftbelastung mit „gut“.
Design-Tipp:
✓ Made in Germany
✓ 5+ Jahre haltbar
✓ Hochwertiger Digitaldruck
✓ Lösungsmittelfrei
✓ Farbecht & UV-beständig
✓ Kratzfeste Oberfläche
Beim Möbelkauf langfristig denken
Auch, wenn das Ergebnis dieser Raumluft-Untersuchung Eltern buchstäblich aufatmen lassen dürfte: Die Experten raten generell dazu, bei der Anschaffung von (Kinderzimmer-)Möbeln auf Langlebigkeit zu setzen.
Immer wieder neue Einrichtungen zu kaufen, sei eine Verschwendung von Ressourcen, mahnt Öko-Test. Und dies gehe auf Dauer deutlich auf Kosten der Wälder.
Verbraucher sollten darüber hinaus die Möglichkeit bekommen, zu erfahren, woher das Holz stammt, aus dem ihre Möbel gefertigt werden.
Ikea selbst zeichne seine Möbel leider nicht entsprechend aus, obgleich das schwedische Unternehmen bereits seit Jahren mit Naturschutzorganisationen kooperiere und es sich zum Ziel gesetzt hat, den Anteil an FSC-zertifiziertem Holz für die Möbelherstellung noch 2020 auf 100 Prozent zu erhöhen.
Dennoch gibt es mit Blick auf dieses Siegel auch kritische Experten-Stimmen. Aufgrund der starken Nachfrage nach FSC-Holz sei es zum Beispiel in Nordrussland, wo sich die letzten großflächigen Urwälder Europas befinden, zu Kahlschlägen gekommen.
- CMR2-Gefahrstoffe: Verbindungen, die im Verdacht stehen, krebserregend und fruchtbarkeitschädigend zu sein und genetische Defekte zu verursachen
- Formaldehyd: ebenfalls aus der CMR2-Gruppe (Menge der Ausdünstungen deutlich unter dem Richtwert); krebserregend durch einatmen
Kinderzimmermöbel: Das raten die Experten
Bei neuen Kinderzimmermöbeln empfiehlt es sich generell, die Möbel einige Tage auslüften zu lassen, bevor die kleinen Bewohner in ihr neues Reich einziehen. Auch Türen und Schubladen sollten dabei geöffnet werden. Außerdem sollte man das Kinderzimmer gut durchlüften.
Wer die Möglichkeit hat, kann auf gebrauchte Möbel zurückgreifen oder neue und Second-Hand-Möbel miteinander kombinieren. Das ist umweltfreundlicher und schont die natürlichen Ressourcen.
Das FSC-Siegel beim Möbelkauf kann Informationen dazu geben, ob das Holz aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft stammt.
Alternativen zum Ikea-Kinderzimmer
Auch wenn das beispielhaft gewählte Ikea-Kinderzimmer die Raumluft nur gering belastet, ein wirklich nachhaltiger Möbelkauf ist bei den Schweden nicht möglich. Zu sehr sind die Produkte auf eine günstige Herstellung und den massenhaften Verkauf getrimmt.
Eltern sollten sich stattdessen bei nachhaltigen Möbelhäusern umschauen. Es gibt einige lokale Händler und natürlich auch Online-Shops, die für die Kinderzimmereinrichtung hochwertig verarbeitete und schadstofffreie Massivholzmöbel im Angebot haben.
Einige haben wir hier für euch aufgelistet:
[*Affiliate Links: Kaufst du über einen dieser Links, werden wir mit einer kleinen Provision beteiligt. Für Dich entstehen dabei keine Mehrkosten & du unterstützt zugleich unsere Arbeit. Herzlichen Dank. ❤]
interessante Artikel auf ElternKindTipps.de:
Das beste Beistellbett finden! Wertvolle Tipps zum ersten Beistellbettchen.
Zeitlose Gitterbetten aus Holz: schadstofffrei – sicher – schön
Kindershampoo Test: 5x „sehr gut“ für Bio-Shampoos
Die besten 15 Zinksalben für Babys: Wundschutzcreme im Test
Buntstifte Test v. Öko-Test & Stift. Warentest: Giftig & krebserregend!
Buggy Test & Kinderbuggy Ratgeber: Alles Wichtige zum Zweitwagen
Pre Nahrung Test: Anfangsmilch – Zu viel Mineralöl, zu wenig Nährstoffe
Windeln Test: Trocken und sicher, bitte!
Fingerfarben-Test v. ÖkoTest: Endlich schadstofffrei?
Kinder-Schneeanzug Test: Kein Modell überzeugt / Wollwalk Overall als Alternative
Josef Spritzendorfer
Bedauerlicherweise beziehen sich solche Tests fast immer auf VOCs und Formaldehyd; auf Weichmacher, PFAS und zahlreiche! andere Stoffe- vor allem aus Klebern und Lacken wird in der Regel überhaupt nicht geprüft.
Ikea selbst verweigert grundsätzlich die Weitergabe von Emissionswerten/ Prüfberichten.
Mathias
Hallo Josef,
vielen Dank für deine Infos. Ja, leider beziehen solche Tests meist nicht alle möglichen Schadstoffquellen mit ein. Dennoch bieten sie eine gute Orientierungshilfe. Es ist gut, zu wissen, dass bspw. gerade die Formaldehydkonzentration in der Raumluft deutlich unter den Grenzwerten lag. VG